Wir kennen doch alle die ab morgen Diät und ich kenne keinen Menschen, der nicht irgendein Laster mit sich trägt, auf das er gerne verzichten würde. Doch wie wir auch alle wissen, ist loslassen meist gar nicht so einfach. Also möchte ich euch einladen, mitzumachen, ab morgen 5 Tage lang auf etwas zu verzichten. Was kann das sein?
Für viele Menschen ist das Schokolade oder etwas Süßes, weil sie vielleicht gerne abnehmen würden oder sich gesünder ernähren möchten, für andere ist es die Zigarette, weil sie gerne mit mehr Atemluft durchs Leben gehen würden und für andere vielleicht der Alkohol, damit ihre Leber noch ein paar Jahre länger durchhält.
Der Auslöser für diesen Beitrag war mein Kollege Ludwig, mit dem ich ein paar Tage am Anfang der Fastenzeit unterwegs war. Als wir uns mittags im Supermarkt eine Jause, also eine Wurstsemmel oder ein Brötchen kauften, standen wir dann an der Kassa und er griff automatisch zu einer Schokolade an den verführerischen Regalen, zu denen man gerne hin greift und das ergatterte Teil dann noch schnell aufs Förderband legt, während man an der Kassenschlange ein paar Sekunden warten muss. Als er schon zahlen wollte, machte er auf einmal einen abrupten Schritt zurück und schmiss fast die Schokolade wieder ins Regal. Er sagte dabei: Nein, in der Fastenzeit esse ich keine Schokolade.
Ich finde das super, wenn man sich selbst beobachtet und zumindest merkt, dass man Gewohnheiten in seinen Alltag integriert hat, die man eigentlich gerne loslassen möchte. Doch da wir oft so ferngesteuert durch unseren Tag laufen, merken wir das meist gar nicht. Wir schaden also uns selbst, ohne darüber nachzudenken. So wie eine Maschine, die sobald man den On Schalter drückt und läuft und läuft bis sie irgendwann heiß läuft. Doch die meisten Maschinen haben noch keine künstliche Intelligenz integriert und werden nach übertriebenem Betrieb dann einach kaputt.
Wir Menschen haben allerdings manche mehr, manche weniger von Geburt an ein Gehirn geschenkt bekommen, wobei ich nicht weiß, ob die Größe unserer Gehirne direkt proportional zur Intelligenz ist. Doch wir haben zumindest die Möglichkeit zu denken und den Stopp Schalter für den dauerhaften On-Betrieb, selbst zu steuern und könnten somit verhindern, dass wir uns selbst schaden oder sogar an den unbeliebten Gewohnheiten kaputtgehen. Auch mein Nachbar Martin hat viele Jahre lang in der ganzen Fastenzeit kein Bier getrunken und siehe da, sein noch sehr kleiner Bierbauch hat sich in dieser Zeit dann wirklich um ein paar mm-cm reduziert.
Ich bewundere die Menschen, die solange Zeit durchhalten, denn die klassische Fastenzeit sind doch ein paar Wochen und die können sehr lange sein, wenn man auf etwas verzichtet. Um es euch leichter zu machen, könntet ihr ja auch die Karwoche, also 5-6 Tage als erste Übung nutzen, um eure ungeliebten Gewohnheiten zu ändern oder ganz wegzulassen.
Also ich bin bei der Schokolade und bei Eiern dabei, nachdem in unserer Familie klassischerweise ab Samstag Abend die Osternester bereitstehen, nämlich die Schokoladeosterhasen und sonstigen Süssigkeiten, die schon seit Wochen im Keller oder in sonst irgendeinem Versteck gelagert wurden, meist übervoll sind, also habe ich dann ab Samstag eh genug zum Nachholen. In unserer Kultur sind diese „Nester“ meist übervoll, bei uns sogar so voll, dass sicher nicht alles aufgegessen wird – naja, vielleicht schafft es meine Nichte Elisa diesmal, denn sie kann Unmengen von Schokolade und Süßigkeiten verdrücken, fast sogar verschlingen und ist noch immer gertenschlank. Ich wünsche ihr, dass das so bleibt oder das sie sich rechtzeitig umstellen kann und vielleicht auf die eine oder andere Versuchung verzichten kann, wenn sich dann irgendwann einmal der Hormonwechsel in der Pubertät einstellt.
Normalerweise bleiben aber viele Reste vom Osternest über, die dann frühestens im Sommer zu einer Schokoladensauce als Deko für unsere Eisnachspeisen verwendet werden. Falls wir aber das Jahr über auf sie vergessen, was auch passieren kann, dann wird mit den Schokohasen von jetzt vielleicht die Glasur unserer Weihnachstsbäckerei zubereitet. Irgendwie kann ich mich mit diesem Zyklus nicht so richtig anfreunden, daher werden wir heuer auf Schokoosterhasen verzichten. Durch Verzicht entsteht manchmal dann etwas neueres, vielleicht etwas besseres, mal sehen, ob ich eine andere kreative Idee in dieser Fastenwoche entdecken kann.
Ebenso möchte ich in dieser Woche auf Eier verzichten, denn auch wenn ich nur von einigen ein gekochtes, bemaltes Ei bekomme, essen wir sicher wieder tagelang daran, manchmal sogar solange, bis uns dann der Eiaufstrich schon bei den Ohren raussteht. Und es ist eigentlich sehr schade, dass dieser Überfluss uns oft die Freude an dem vielleicht liebevoll gekochten, gefärbten und vielleicht noch liebevoll bemalten Ei nimmt, das ja eigentlich ein Symbol des Glücks und der Freude sein sollte.
Also werde ich diese Woche anstelle meiner Kaffeejause und meinem „Betthupferl“ der Schokobanane, wieder zu unserem gesunden Snackvorräten greifen und mir ein Beispiel an den „Osterhasen“ nehmen, die derzeit sehr häufig auf unseren Feldern herumhoppelnd zu sehen sind, und dafür meine Karottenvorräte aufstocken.
Von meiner ehemaligen Single Wohnung aus, konnte ich jeden Frühling das Osterhasenspiel beobachten. Sobald der Schnee von den Feldern weg war oder sogar, wenn nur ein paar frische Grashalme sichtbar waren, trauten sie sich alle Jahre wieder aus ihren Verstecken in den Windschutzgürteln heraus. Zuerst machen sie immer nur ein paar Schritte, um schnell wieder in ihre „gute Stube“ flüchten zu können, wenn Gefahr drohen sollte. Doch je mehr das saftige Grün lockte, umso weiter hoppelten sie auf den Feldern herum und je wärmer es wurde, umso mehr Hasen waren bei jedem Blick aus meinem Fenster sichtbar.
Diese Bilder werde ich immer in Erinnerung tragen und an die Verhaltensweise der Hasen werde ich automatisch jährlich erinnert, wenn sich die Menschen im Frühling ähnlich verhalten. Die Häuser und Wohnungen werden auch von uns immer öfter verlassen, die km-Leistungen werden immer höher, egal ob beim Walken, Laufen, Radfahren oder Autofahren. Die Kraft des Gasfußes oder des Gashebels ist gar nicht mehr zu bremsen und viele von uns quietschen täglich mit ihren Autos, Motorrädern und Fahrrädern herum und wollen oft gar nicht mehr in die gute Stube zurückkehren.
Also vielleicht findet ihr jetzt auch eine Gewohnheit an euch, die ihr in den nächsten Tagen loslassen wollt. Vielleicht werden auch eine Woche lang einfach nur nette Worte, anstelle von fordernden aus eurem Mund strömen. Oder ihr plant wieder ein paar Handy, PC- oder TV-freie Minuten pro Tag mehr als sonst ein, vergesst zufällig auf den einen oder anderen Kaffee oder ihr startet mit der Steigerung eurer Fitness oder den ersten Abnehmversuchen für die Bikinifigur.
Ich habe heute schon meine Karotten statt Schokolade geknabbert und die Eier im Kühlschrank müssen noch bis Samstag warten, wie geplant.
In diesem Sinne bin ich gespannt, welche Gewohnheiten ihr diese Woche weglassen oder welche ihr neu aufnehmen wollt und wünsche euch eine schöne Kar- und für manche auch eine schöne Ferienwoche.
Eine schöne Vorosterzeit wünscht euch
Gelly
Gellysblog