An diesem letzten Sommertag des Jahres 2017 versuche ich mich schon „geistig“ auf den Herbst einzustellen. Gerade in den letzten Tagen merkt man zunehmend, wie die Mehrheit unserer Gesellschaft – zumindest in meinem Umfeld – wieder grantig und hektisch wird – doch es ist ja noch gar kein Vorweihnachtsstress angesagt, da wären wir unserer Zeit ein wenig voraus. Was ist mein Rezept für die kühleren Tage?
Ein kurzer Herbstspaziergang und das Auge wieder auf die schönen Dinge des Lebens fokussieren. das steht auf meinem Herbstmenüplan. Gerade die Natur bietet uns jetzt viele Farbschattierungen und bunte Ausschnitte, damit wir das Lächeln auf unseren Gesichtern erhalten können und dann soviel haben, dass wir dieses und vielleicht noch ein wenig Fröhlichkeit dazu auch mit unseren Mitmenschen teilen können.
Natürlich tendiere auch ich dazu an solchen Tagen mit Regen und starkem Wind, mein kuscheliges und warmes Nest nicht zu verlassen. Doch wann auch immer ich mich überwinde, doch dem Wetter zu trotzen und ein paar Runden um den Häuserblock zu gehen, werde ich mit den Farben der Natur und der Freude, diese entdeckt zu haben, belohnt. Mein Kreislauf kommt wieder in Schwung, das Blut zirkuliert und ich werde wieder wacher.
Und ein guter Grund rauszugehen, ist für mich derzeit, „Herbstfrüchte“ zu sammeln. Diese kann ich dann mit nach Hause nehmen und mich auch weiter daran erfreuen. Und wie ist das Rezept dafür? Man nehme eine Jute- oder Baumwolltasche – Plastik und Papier sind nicht so gut geeignet, denn da kann sich im Plastik durchs Schwitzen Schimmel bilden oder das Papier durch die Feuchte reißen. Man schreitet durch die Ein- bzw. Ausgangstür seines Wohnhauses und geht einfach der Nase nach. Manche Profisammler haben auch noch eine Gartenschere mit. Bei meiner letzten Tour hatte ich sogar Gartenhandschuhe dabei, da so manche schön aussehenden Dinge bei näherem Betrachten dann doch manchmal ziemlich spitze Stacheln zeigen, also konnte ich die Verletzungsgefahr mit der richtigen Ausrüstung gleich im Vorfeld verhindern.
Die Augen dürfen nicht weit in die Ferne schweifen, sondern sollten sich innerhalb von ca. ein bis zwei Metern ihrer Umgebung umsehen. Da findet man dann ganz sicher ziemlich rasch schon das eine oder andere bunte Herbstblatt am Boden oder den einen oder anderen Strauch, der seine Früchte oder Blätter in verschiedenen Farbschattierungen anbietet. Durch das Bücken werden sogar noch die Pomuskeln trainiert und mit dem Jagdinstinkt, dass man vielleicht ein noch schöneres Blatt finden könnte, ist es ganz leicht, den immer wieder motivierenden Schrittzähler zufrieden zu stellen. Hier ein Auszug meiner verschiedenen Fundstücke, die ich schon gefunden habe:
Und mit ein wenig Glück, findet man sogar noch ein paar frische essbare Früchte, wie z.B. Äpfel, Birnen, Nüsse oder Weintrauben. Das Angreifen und Spüren der knackigen Früchte hat mich an meine Kindheit erinnert, da durfte ich manchmal beim Äpfelklauben in Großvaters Obstgarten mithelfen. Das war immer ein richtiges Abenteuer: Manche durften auf dem Traktor mit Anhänger mitfahren, auf dem zuerst nur die leeren – für mich damals riesigen – Jutesäcke und wir transportiert wurden. Die zu spät kommenden und die Trödler mussten dann zu Fuß in den Obstgarten gehen. Alle verfügbaren Menschen unserer Großfamilie versammelten sich im „Obstgarten“. Bei jedem Baum wurde ein Jutesack deponiert. Zuerst wurde „gestangelt“, damit das reife Obst auf den Boden fiel und man musste sich in Sicherheit bringen und darauf achten, dass einem kein Apfel oder eine Birne auf den Kopf fiel. Bei einer großen Ausbeute, konnte pro Baum mindestens ein Sack gefüllt werden.
Wir Kinder versuchten immer den besten Baum zu okkupieren, das war nämlich der Himbeerapfelbaum. Hier wurde auch nach Möglichkeit mit einem „Apfelbrocker“ gearbeitet, damit die Äpfel durch das Runterfallen keine Schäden zeigten. Seine Früchte schmeckten nämlich sehr süß und waren weich genug, dass wir sie auch gleich als Jause gut beißen konnten. Das war gut zu wissen, denn aus Unwissenheit in eine steinharte und noch geschmacklose Most- oder Schnapsbirnensorte zu beißen, hat nicht so gut gemundet und oft in einer Spuckorgie geendet.
Die, wenn wir fleißig waren und Ausdauer zeigten, prall gefüllten Säcke waren so schwer, dass sie oft sogar nur gemeinsam auf die Ladefläche des Anhängers gehoben werden konnten – also war Teamarbeit angesagt. Wir Kinder behaupteten oft, dass der Sack schon voll war, was uns dann die Erwachsenen wiederlegten. Der Jutesack wurde geschüttelt und geschwenkt, damit er wirklich gut ausgefüllt war und dann gingen leider noch ein paar Kilo Äpfel rein. Fertig waren wir erst, bis gar kein Obst mehr Platz hatte und der Sack dann mit einer Schnur ganz fest verschlossen wurde.
Zu dieser Zeit hatte mein Gr0ßvater noch die eigene Obstpresse aus Holz und es war dann immer ein Erlebnis, wenn die mühsam selbst gesammelten Äpfel und Birnen direkt gepresst wurden und wir den frischen Saft gleich kosten durften. Super, super köstlich!
Und wenn man keinen Obstgarten besitzt oder kein Fallobst in der Nähe ist, dann findet man vielleicht zumindest einen Kastanienbaum, der auch schon seine Früchte zur Verfügung stellt. Ich war schon ganz eifrig am Sammeln. Aufgrund Zeitmangels habe ich dann mit der Ausbeute anstelle der ursprünglich angedachten Kastanienmännchen oder -weibchen, einfach mein Motto für den Herbst geschrieben und für mich und euch festgehalten, damit wir unser Lächeln in den kommenden trüberen Tagen nicht verlieren oder vergessen.
Angeblich kann man mit Kastanien auch seine Wäsche waschen und sauber bekommen, auch das könnte ein guter Grund sein, mit Säcken bewaffnet auszuschwärmen und mit der Beute nach einer Frischluftbewegungseinheit wieder zufrieden heimzukehren. Und gerade jetzt, wo der kühle Wind sehr stark durch die Häuser und um die Bäume zieht, ist die Chance für eine große Ausbeute sicher besonders hoch.
Esskastanien habe ich leider noch keine gefunden, doch die Erinnerung an den Duft der gebratenen Maroni hat mich bei meiner Herbstwanderung schon begleitet und mir die schönen Zeiten der kühlen Tage in den Sinn gebracht.
Und wer das Glück hat, einen Weingarten in der Nähe zu haben oder sich dorthin begeben möchte, wird sicher mit besonderen Kunstwerken belohnt. Auf unserer letzten Radtour konnten wir schon einen Vorgeschmack auf die sicher noch mehr kommenden bunten Weinblätter bekommen:
Ich hoffe, ich konnte euch eine kleine Motivation geben, um trotz Regen und Wind den Weg ins Freie zu suchen und zu finden, damit unser Schrittzähler und der Sauerstoff für unsere Lungen auch im Herbst nicht zu kurz kommt. Und das Lächeln kommt dann ganz von alleine wieder zurück – zumindest bei mir.
Ich wünsche euch einen schönen Herbst mit vielen schönen Eindrücken und Entdeckungen bei euren Wanderungen oder Runden um die Häuser
Gelly
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