Nachdem die Tage jetzt schon sehr kurz sind, passiert es immer öfter, dass ich mein Bewegungsziel, 10.000 Schritte pro Tag oder 22 „Schwitzminuten“ erst in den Abendstunden, also in der Dämmerung oder meist schon in der Finsternis vollende. Große Distanzen lege ich dann natürlich nicht mehr zurück, doch eine Runde um den Block geht immer und dieser Abendspaziergang macht dann gleich besonders viel Spaß und Freude, wenn er von so einem schönen Mond wie an den letzten Tagen begleitet wird.
Normalerweise bin ich zwar ein Angsthase und verlasse in den Abendstunden nicht mehr so gerne mein trautes Heim. Doch wenn der Arbeitstag frühestens um 17 Uhr endet und ich tagsüber keine Zeit und Gelegenheit hatte, meinem Bewegungsplan Raum zu geben, dann traue ich mich auch in der Finsternis hinaus.
Eigentlich ist das sogar ein gutes „Runterkommen“, denn in der finsteren Nacht wirken die Ablenkungen, die sonst in der Großstadt andauernd an dir vorbeiziehen auch ein wenig ruhiger und gedämpfter. Ich gehe dann einfach eine kleine Runde von 20 Minuten, fest eingepackt, auf beleuchteten Gehwegen und mit schnellem Schritt. Um diese Zeit sind noch viele Menschen unterwegs, die auf dem Heimweg von der Arbeit sind, mit ihrem Hund Gassi gehen oder noch schnell den Einkauf erledigen, also brauche ich mich gar nicht fürchten.
Durch die Finsternis wirkt die Umgebung eigentlich so richtig beruhigend. Ich konzentriere mich dabei einfach auf jeden einzelnen Schritt, meist mit dem Blick zum Boden gerichtet, damit ich eventuelle Hindernisse trotz Dunkelheit erkennen kann und nicht stolpere oder in etwas hineintrete, was sicher keinen Weihnachtsduft verbreitet. Auf diese Weise ist mein Abendspaziergang dann fast ein wenig meditativ, ich kann dabei gut Abschalten und mein Bewegungsmelder am Handgelenk freut sich darüber, dass er oder sie trotz meiner derzeitigen Winterfaulitis wieder etwas zu tun hat.
Eine andere Möglichkeit, den Finsternisspaziergang abwechslungsreich und spannend zu gestalten, ist die Suche nach Weihnachtsbeleuchtungen. Die ersten Lichter, beleuchteten Figuren und Christbäume schmücken ja jetzt schon so manche Fenster, Auslagen oder Parks. Diese Beleuchtungen liebten meine Schwester Rita und ich bereits als Kind. Wenn wir in der Adventzeit auf dem Rücksitz des Autos meiner Eltern saßen, diskutierten wir bereits beim Einsteigen, wer auf welcher Seite sitzen durften. Denn es gab eine gute und eine schlechte Seite.
Wir machten ein Spiel daraus, wer die meisten beleuchteten Christbäume sichten konnte. In meiner Kindheit gab es nämlich noch keine unterschiedlichen, in allen Farben schimmernde Weihnachtsmänner, Sterne, Schneeflocken oder sonstige Leuchtkörper an unseren Haus- oder Wohnungsaußenwänden oder in den Gärten, sondern einfach nur natürliche Nadelbäume, die so wie echte Christbäume aussahen, wenn sie mit einer Lichterkette in weiß oder gelb geschmückt waren. Die Dekoration von Laubbäumen (ohne Laub), Fenstern, Gärten, Straßenlaternen usw. wurde erst zu einem späteren Zeitpunkt entdeckt, als ich schon erwachsen war und dieses Spiel nicht mehr spielte.
Als Kinder zählten wir jeden einzelnen „Christbaum“ auf unserer Seite während aller Autofahrten in der Dämmerung oder in der Finsternis. Und immer gab es einen Gewinner – dieser konnte z.B. 5 Christbäume auf der von ihm gewählten Straßenseite entdecken und freute sich sehr darüber. Schummeln war bei diesem Spiel fast unmöglich, denn unsere Eltern waren die Schiedsrichter, ob dieses Licht am Straßenrand als beleuchteter Christbaum durchgeht und gilt oder nicht. In diesem 21. Jahrhundert könnten wir dieses Spiel wahrscheinlich gar nicht mehr spielen, denn es befinden sich meist so viele weihnachtliche Beleuchtungen an den Straßenrändern, dass diese die Zählfähigkeiten eines Kindergarten- oder Volksschulkindes übersteigen würden.
Ein wenig getrickst hatte ich damals schon. Denn da ich über 5 Jahre älter als meine Schwester Rita bin, konnte ich mir damals schon die Gewinnerseite merken. Und nachdem wir oft dieselben Strecken gefahren sind, wusste ich genau, dass ich rechts oder links mehr Christbäume finden würde und habe mich somit immer für die Siegerseite entscheiden, bevor das Spiel überhaupt begann. Dennoch hatte jeder von uns Freude an den gesichteten, beleuchteten Christbäumen, auch wenn wir mal keine „Gewinnchance“ hatten.
Also habe ich mir es zu Gewohnheit gemacht, auch bei meinen Abendspaziergängen im Advent, Ausschau nach beleuchteter Weihnachtsdekoration zu halten. Ich zähle sie zwar nicht mehr, denn das würde dann schon wieder in Anstrengung ausarten, doch ich freue mich über jede gesichtete Dekoration – solange sie nicht überhandnimmt und mich schon von der Ferne blendet – , wodurch meine Spaziergänge gleich kurzweiliger sind und ich dann vielleicht noch eine Häuserblockrunde anschließe, weil ich neugierig bin, welche Lichter in der Nachbarsiedlung schon montiert wurden.
Manchmal sind es auch nur Kerzen, die man an den Fenstern leuchten sieht oder man kann das Strahlen einer Kerze nur erahnen (welches meist dem Flackern eines TV-Bildschrims täuschend ähnlich sieht), es ist ja doch Adventzeit und viele zünden ja bereits die erste und bald auch die zweite Kerze ihres Adventkranzes an:
Und falls ihr bei euren Morgen- oder Abendspaziergängen in der Dämmerung oder in der Finsternis bei uns vorbeimarschiert, könnt ihr nicht nur den Mond, der auch heute Morgen für ein paar Momente die Wolkendecke durchbrochen hat, sondern auch unsere Weihnachtsdekoration schon entdecken.
Ich wünsche euch angenehme, besinnliche und freudige Adventspaziergänge, nicht nur tagsüber, sondern auch an den Abenden oder in den Morgenstunden mit schönen Ausblicken und in Begleitung des strahlenden Mondes, der uns derzeit an wolkenlosen Tagen beobachtet.
Gelly
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P.S.: Und natürlich wünsche ich mir und euch einen schmerzfreien Krampustag und einen braven Nikolaus!