Gellysblog

Radeln im Herbst

| Keine Kommentare

Normalerweise hätte ich um diese Jahreszeit mein Rad schon eingewintert, doch heuer ist alles anders. Wir haben tolle „Sommertemperaturen“ – zumindest tagsüber – und wir haben voriges Wochenende unsere Räder doch nochmals benutzt. Das ungewöhnliche am Herbstradeln ist, dass der Fahrtwind doch schon recht kühl ist. Normalerweise bei der Sommerhitze radeln wir so schnell wir können, um uns durch den Fahrtwind abzukühlen. Wir waren zwar im Vorbild der Zwiebel, also in Schichten bekleidet, trotzdem mussten wir noch einiges ändern, sodass wir wirklich einen tollen Radauflug erleben konnten.

Auch die nächsten Tage sollen ja so schön werden, vielleicht kann ich euch mit meinen Erfahrungen ja motivieren und inspirieren, das Rad nochmals auszuführen.

Auf jeden Fall sollte man in diesen Tagen nicht auf den Helm verzichten. Falls eure Route unter Kastanien- oder Nussbäumen verläuft, ist man dann mit diesem Kopfschutz doch besser geschützt. Diese Plätze eignen aber auch gut als Pausenplätze, dann könnt ihr zusätzlich noch mit Schätzen aus der Natur nach Hause fahren. Interessant finde ich auch, dass meine Bekannte Vanessa, Kastanien sammelt, um – wie auch immer verarbeitet – diese dann anstelle des Waschmittels zu verwenden. Ich hab´s noch nicht probiert, aber finde ich ja bei der nächsten Tour noch welche und versuche es mal.

Hier 2 Rezepte dazu: http://dariadaria.com/2016/09/kastanienwaschmittel.html

Abgesehen von dem Fallobst begegneten wir auch einem Schwarm mit ich glaube tausenden Staren. Sie belagerten das Maisfeld, verschwanden darin, während die andere Hälfte inzwischen die Stromleitung zum Rasten verwendete. Sie sahen aus, wie Glühbirnen, die ganz nah nebeneinander aufgereiht waren. Und nach einiger Zeit wurde gewechselt, was von einem extrem lauten Zischgeräusch begleitet wurde – sehr imposant. Und auch hier waren wir froh, dass ihre Absonderungen uns nicht getroffen haben, die sind nämlich zumindest im Burgenland derzeit ziemlich dunkelviolett gefärbt und hinterlassen keine schönen Flecken. Und wenn, habe ich die Flecken lieber am Helm als mitten in meinen Haaren.

Zum Helm gehört um diese Jahreszeit natürlich noch ein Stirn-, ein Halsband und Kleidung, die wie eine Zwiebel angeordnet ist, sodass man immer wieder Schichten ablegen oder hinzufügen kann. Beim Losfahren war uns trotz mehrerer Schichten kalt, also reduzierten wir das Tempo, den Gang und interessanterweise fielen uns dann Dinge auf, die wir sonst bei unseren schnellen Touren nie gesehen haben. Wenn man die Wiesenblumen, die noch immer sehr vielfältig blühen, dann im langsamen Vorbeifahren fast pflücken kann, hat man nicht das Gefühl, das Herbst ist, sondern es fühlt sich eigentlich wie Frühling an. Ich finde es toll, dass die Wiesen z.B. neben Radwegen oder manche Felder nicht mehr automatisch kurz gemäht werden, sodass man immer das Gefühl hat, man hat sich auf den Golfplatz verirrt. Denn diese englischen Rasen mögen zwar schön anzusehen sein, doch Abwechslung und Vielfalt wird man dort nie finden. Daher auch ein Lob an die Wiener Stadtgärten, die immer mehr Grünflächen in Wien mit Blumen und Gräsern bepflanzen, die das Gefühl von Natur pur vermitteln und mich nicht mehr so wie früher an Golfplätze oder Friedhöfe erinnern.

Der kalte Fahrtwind verleitet anscheinend auch andere Radfahrer – zumindest die meisten, die uns entgegengekommen sind – zum Langsam fahren, sogar die E-Biker bewegten sich interessanterweise langsam, was eine sehr gemütliche und beschauliche Stimmung verbreitete. Ganz im Gegensatz zu dem gewohnten sommerlichen Radweg – Autobahnen, bei denen man immer sehr achtsam sein muss, nicht in eine Kollision verwickelt zu sein, weil anscheinend viele die Hitze mit Geschwindigkeit vertreiben wollen.

Ganz toll fand ich auch einen Vater mit Sohn, die uns in gemütlichen Tempo entgegenkamen. Der Vater hatte das Vokabelheft in der Hand – ich würd´s zwar eher in der Lenkertasche festmachen – und prüfte während des Fahrens, die Englischfortschritte seines Sohnes. Eine super Idee, das Lernen mit Bewegung zu verbinden. Denn oft höre ich von anderen Eltern, dass sie keine Zeit für Outdoor-Aktivitäten haben, weil die Kinder lernen müssen. Vielleicht könnt ihr ja auch mal diese Vater-Sohn-Tour ausprobieren, also Lernen und Bewegung verknüpfen. Ich war von der Idee beeindruckt!

Da ich noch zu meinen „Schwitzminuten“ kommen wollte, hatten wir uns die mit Steigung verbundene Tour Breitenbrunn – Purbach am Kirschblütenweg ausgesucht. Vorm Anstieg raus aus den Jacken, Sommerkleidung reicht und ganz langsam den Berg hoch, zwischen den Weinfeldern – juchhu, ich hab´s geschafft. Vor meinem Trainingsplan wäre das nie möglich gewesen, ich war schon bei einer Ministeigung abgestiegen und habe mein Rad geschoben. Ist ja auch o.k., doch mit regelmäßigem Training, kommt ihr dann immer ein kleines Stück weiter und vor allem – jetzt im Herbst – wird euch sehr angenehm warm dabei.

Oben angekommen, habe ich wieder alles angezogen, was ich mithatte und das war auch gut so. Die Schussstrecke senkt die gefühlten Temperaturen, dann wieder sehr tief runter, aber es hat sehr viel Spaß gemacht, es nach der Anstrengung, einfach laufen zu lassen.

Hier nochmals zusammengefasst:

Räder auspacken, Helm, Stirnband und Halstuch und mehrere Lagen mitnehmen oder anziehen. Tempo runter – fast bis zum Umfallen oder Steigungen zum Warmwerden auswählen, die Gegend anschauen – Blätter und Blumen können eine wahre Augenweide sein und den Duft z.B. der Weintrauben einatmen, die Herbstfrüchte Kastanien oder Nüsse sammeln oder vielleicht doch einen Blumen- oder Herbststrauß mitnehmen. Und vielleicht am Weg noch mit euren Kindern Vokabel lernen.

P.S.: Auch Autofahren ist derzeit sogar auf Autobahnen ein Vergnügen. Das ist die einzige Zeit, wo mir sogar die vielen Lärmschutzwände gefallen, wenn sie mit bunten Herbstblättern und anderen Pflanzen überwuchert sind.

Also auf in den Herbst mit Bewegung, Lernen und Pausen in der noch sehr warmen Herbstsonne!

In diesem Sinne wünsche ich euch ein bewegtes und eindrucksvolles nächstes Wochenende

Gelly

Gellysblog

Nachtrag:

Ich habe meine heutige kurze Radtour zum SPAR wieder sehr genossen. Am Wegesrand waren wieder viele bunte Blumen und leuchtende Hagebutten zu sehen. Auch ein paar Fische im Seekanal ließen sich blicken und sogar ein paar Nüsse konnte ich sammeln – die erste Zutat für die Weihnachtsbäckerei ist somit schon gesichert. Libellen und Schmetterlinge haben mich begleitet und ein kleiner roter Käfer wollte sich’s auf meinem Oberarm gemütlich machen und gleich mitfahren – leider nein. An einer Stelle quakten ganz viele Frösche gleichzeitig und an vielen Stellen begleitete mich der Duft von frisch gemähten Wiesen und Feldern. Was habt ihr erlebt? Der Wehrmutstropfen bei der Radtour: Ein Hund bzw. sein Herrl, der zwar beim meinem Vorbeiradeln mit der Stimme „Fuß“ gehalten wurde, doch sobald ich vorbei war, sah und hörte ich den ?Rotweiler-Dobermann-Mischling? hinter mir her galoppieren und hächeln. Von hinten noch die Stimme des Hundebesitzers: Keine Angst er tut nichts! Na super! Mein Puls ging in die Höhe, zum Glück hörte der Hund dann doch nach dem x-ten Mal auf die Zurufe seines Herrls und wurde wieder langsamer.

 

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.


*