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Planieren oder Erhalten?

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Ich habe mich lange zurückgehalten, doch jetzt erlebe ich bei jedem Besuch des ehemaligen Naturseebades Breitenbrunn wieder eine Überraschung – meist etwas, was mir gar nicht so gut gefällt. Mittlerweile haben sich nicht nur die „Betreiberverhältnisse“ verändert, sondern auch das mehr und mehr sich verschiebende Verhältnis vom Naturschauplatz zum Entstehen von planierten Flächen wird bereits sichtbar.

Ursprünglich hatten wir uns für genau dieses Sommerdomizil entschieden, weil wir den großen Anteil an Naturflächen total schätzten. Alles war ursprünglich und vieles davon natürlich gewachsen, mit einem gewissen Retro-touch sehr entspannend. Vor allem die Naturschauspiele, die Graugansfamilien im Frühling, das Schlüpfen der Libellen, das Erscheinen der jungen Igel, das Ausströmen der Flugameisen und die unzähligen Froschkonzerte haben uns alle Jahre wieder beeindruckt. Auch auf unseren kleinen grünen Parzellen wohnen (noch) einige Frösche!

Zum Glück wurden wir (noch) nicht planiert, doch rundherum wird schon alles abgerissen – teilweise freiwillig und teilweise unfreiwillig. Ich bin sehr dankbar, dass wir (noch) nicht gehen mussten, doch die Veränderungen, die sich hier Abzeichnen erfüllen mich derzeit nicht mit Freude. Ich befürchte, da müssen sich nicht nur viele Menschen neue Domizile suchen, sondern auch viele Tierarten werden gezwungen „umzuziehen“.

Die erste Veränderung war, dass besonders auf der Liegewiese viele große Bäume entfernt wurden. Da wollte ich schon zum ersten Mal die Veränderungssituation vom Naturseebad zum Seebad mit einem Blogbericht beschreiben. Vor allem bei den immer heißer werdenden Sommern, in denen mittlerweile schon fast alle Gäste sich an den eh´ schon raren Schattenplätzen zusammenkuscheln, konnte ich dieses umfangreiche Baumfällen nicht verstehen. Doch nachdem mittlerweile – soweit ich das beurteilen kann – an jeder Stelle, wo vorher ein Baum entfernt wurde, ein kleiner nachgesetzt wurde, habe ich mich schon wieder beruhigt. Und ja, man gewöhnt sich (leider) manchmal ganz schnell an Veränderungen und vergisst bald wie es vorher war.

Über das Abpumpen des Schlammes in der Bucht haben wir uns allerdings sehr gefreut, mal sehen, wie das Badeerlebnis heuer sein wird. Vielleicht traue ich mir ja jetzt sogar die Füße auf den Boden stellen und muss mich nicht andauernd an meiner Luftmatratze festklammern, um den Bodenkontakt mit dem Schlamm bis zum Knie zu verhindern. Vielleicht doch eine positive Veränderung? Leider ist der Schlamm jetzt in einem Becken gelandet, in dem in den Vorjahren viele Enten gewohnt haben. Meine Frau Mutter wollte heuer genau dorthin wieder Enten schauen gehen – nur leider haben sie jetzt kein Wasser mehr, und ich glaube eine Stelle mit nur Schlamm ohne Wasser bietet keinen angenehmen Wohnsitz für dieses „Federvieh“.


Die neuen Stege für die Boote schauen dafür recht nett aus, nur müssen wir uns alle noch gedulden, bis die Anlage fertiggestellt ist. Also auf einige Wochen Frühlingsschippern – was ich am liebsten mag, denn im Sommer ist es mir am Boot zu heiß – müssen wir heuer leider verzichten. Wir zahlen jetzt angeblich um vieles mehr – eine gefühlt x-fache Indexanpassung der Pacht plus extra Gebühreneinführung wird vorgenommen, doch Verbesserungen, die schon nutzbar sind, konnte ich bis jetzt noch nicht feststellen. Wir investieren hier in eine ungewisse Zukunft.

Und jetzt wird´s richtig traurig: Viele unserer Nachbarn haben sich freiwillig verabschiedet oder mussten ihre Parzelle räumen. O.k., da waren vielleicht „Bausünden“, zu geringe Abstände zu den Nachbarn oder fehlende Umwidmungen der Gründe (wer ist dafür zuständig?) die Ursache. Auch wir mussten viele Umbauten vornehmen, um die Kriterien zu erfüllen, sodass wir hoffentlich für zumindest noch 3 Jahre vor Ort bleiben dürfen. Was dann? Darüber möchte ich jetzt noch gar nicht nachdenken.

Traurig macht mich allerdings, dass nicht nur die Parzellen, die zurückgegeben wurden, sondern auch vieles von den allgemeinen Flächen schon planiert wurde. Der Abriss des Seerestaurants, die Räumung der „ersten“ Camperreihe mit Seeblick ist schon passiert und die nächsten Flächen werden sicher bald folgen wie z.B. der Yachtclub oder unsere Nachbarn.

Leider habe ich viel zu wenig „Davor-Bilder“ vom Hinterland gemacht, also habe ich jetzt nur den Ist-Zustand zum Herzeigen: Auf einer dieser Flächen stand ein großer Baum, der vielen Schwalben und Spatzen Raum zum Leben gab, die Gäste des ehemaligen Seerestaurants haben deren Flugkünste in Nahaufnahme immer schmunzelnd bestaunt. Und in meiner Erinnerung war vieles Grün in vielfältigster Art und Weise, was jetzt zu Grau wurde.


Zum Glück hat unsere neue Nachbarin schon im Vorfeld Naturerhaltend mit ihrem Vorpächter kommuniziert, sodass unser Nachbargrundstück nicht so planiert wurde, wie die meisten – in unserer Nähe können wir uns zu unserer Freude noch über ein paar Grashalme, ein paar Sträucher und einen Baum erfreuen. Solche Aussichten sind mir nämlich viel lieber als die derzeitige 0815 Neugestaltungsvariante.


Wahrscheinlich werden wir uns dieses Wochenende von der nächsten Nachbarin verabschieden müssen, die auch zur Räumung „motiviert“ wurde. Ich habe diese fröhliche, lebensfrohe Dame noch nie so traurig gesehen. Bei dem Wort Breitenbrunn sind unlängst gleich die Tränen geflossen, ein sehr unfriedlicher Abschied nach Jahrzehnten ist hier leider nicht mehr zu verhindern.

Ich hoffe nur, dass die Vegetation auf ihrem Grundstück, die vielen derzeit noch immer liebevoll gepflegten Bäume, Büsche und Blumen ihren Platz behalten dürfen. Diesmal habe ich sie aber fotografisch festgehalten – Lokalaugenschein folgt! Ich möchte nämlich nicht jegliches Grün vor meiner Nase verlieren und wenn, dann zumindest dokumentieren.

Und wie immer, das beste zum Schluss: Was derzeit noch immer fast unberührt ist, ist das Seeufer, das nicht nur ich, sondern auch die Tierwelt liebt. Mein großer Wunsch wäre es, zumindest dieses natürlich zu belassen – ich brauche keine Flaniermeilen aus Holz oder Beton, sondern ich liebe die Naturschauspiele. Genießen kann man ja auch diese Ausblicke, oder? Man sollte halt seine High Heels zu Hause lassen oder Barfuß gehen. Das ist zwar nicht chick, aber bis jetzt jedes Wochenende für mich eines der schönsten Erlebnisse auf dieser Welt!

Heute werde ich sicher vom ehemaligen Naturseebad träumen. Doch so realistisch bin ich leider schon – mittlerweile einige Jahrzehnte erwachsen, dass ich ganz genau weiß das dieser Wunsch nicht in Erfüllung gehen wird.

Also Abschied nehmen vom ursprünglichen und die letzten Momente ganz besonders genießen und auskosten ist mein Motto zum kommenden Wochenende – das Erhaltene bestaunen bevor die nächste Planieraktion antanzt.

Ich wünsche euch aufbauende Erlebnisse, auf jeden Fall viel Sonnenschein – (den kann uns keiner nehmen!) und das Finden von reizvollen Gegenden, die wir Menschen noch nicht mit „Muss“ künstlich verändert haben.

Alles Liebe und „happy weekend“ wünscht

Gelly

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