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Zeit verbringen ohne Internet – vor der Roamingfreien Zeit auf Teneriffa

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Was tut man im Urlaub ohne Internet? z.B. den Sonnenaufgang oder -untergang beobachten, …

Es geschah in Teneriffa: Da ich kein Internet zum Surfen hatte, saß ich bereits früh morgens am Balkon und starrte in die Ferne. Ich sah bereits um ca. 6.30 einen hellen Schein hinter den Hügeln am Horizont und dachte, das wird sicher ein toller Sonnenaufgang, den ich dann für meinen Blog dokumentieren kann. Und ich wartete und ich wartete, doch die Sonne wollte sich nicht weiterbewegen. Nach ca. 1 Stunde Horizont beobachten, ohne eine Änderung zu sehen, wurde mir das dann doch suspekt. Also legte ich mich doch noch einmal ins Bett, denn die Morgentemperaturen auf Teneriffa waren ohne Sonne am Balkon für längere Zeit doch zu kalt.

Eine andere Möglichkeit hatte ich nicht, um die Zeit bis zum Sonnenaufgang warm zu verbringen, denn leider hatten wir bei unserer Apartmentbuchung nicht nur auf W-Lan vergessen, sondern auch nicht darauf geachtet, ob eine Heizung vorhanden ist. Und unglaublich, aber wahr – auch nach längerem Suchen konnten wir keine einzige Heizmöglichkeit finden – nur das Backrohr, aber das ist ja für 10 ganze Tage auch keine Dauerlösung.

Als ich dann um 9 Uhr nochmals wach wurde, hatte ich den Sonnenaufgang schon verpasst – außerdem hatte ich vergessen, dass wir um vieles westlicher waren, als gewohnt, also ging die Sonne ja viel später auf und auch unter – mein um 6.30 warten auf den Sonnenaufgang warten, war also auf jeden Fall falsch getimt. Und ein paar Tage später hatte ich dann auch die Ursache meines nicht zu erwarten könnenden Sonnenaufgang gefunden. Den Lichtschein, den ich gesehen hatte, das war die Beleuchtung des Apartmenthotels hinter dem Hügel. Ein Hochhaus „in the middle of no where“, direkt an der Küste, hatte diesen Lichtschein verursacht, den ich als Sonnenaufgang interpretierte.

Also so wie es mir passiert ist, geht es euch wahrscheinlich auch, wenn ihr mal gezwungenermaßen eure Tage ohne Internet verbringen müsst. Vielleicht traut sich ja der eine oder andere in den nächsten Ferien – die stehen ja schon vor der Tür – mal die Gadgets auf Flugmodus zu schalten. Zuerst ist man wirklich desorientiert, am ersten Tag fühlt sich das noch sehr komisch an – man blickt auf das Handy, doch da sind gar keine Nachrichten, weil ja kein Empfang da ist. Man ertappt sich gefühlte tausend Mal dabei, immer wieder aufs Handy oder Tablet zu schauen. Es dauerte dann schon ein paar Tage, bis ich (= Gewohnheitstier) mit den dauernden Blicken aufs Handy und dem aufmerksamen Horchen, ob nicht ein Signal zu hören war, aufhörte.

Doch dann überlegt man sich wirklich, wie man den Tag sonst noch verbringen kann und kommt wirklich auf neue Ideen oder erblickt Dinge, die man sonst vielleicht gar nicht gesehen hätte: z.B. zur richtigen Tageszeit auf den Sonnenaufgang warten, Steinmännchen bauen und die Vielfalt der Steine beobachten:

oder ausgiebige Spaziergänge machen und stundenlang auf die Berge schauen und die Wolkenbewegung oder das Schaukeln der Schiffe im Hafen beobachten:

 

oder einfach nur das Meer betrachten, die Wellenreiter bewundern, die scheinbar unermüdlich ewig auf die perfekte Welle warten:

Ich muss allerdings zugeben, als wir dann am 4. Jänner 2017 doch eine schöne Bar gefunden hatten, wo wir Free Wifi nutzen konnten, ergriffen wir die Chance, unsere Neujahrswünsche entgegenzunehmen und selbst verspätete zu verschicken. Doch gleichzeitig waren wir über uns selbst erschrocken, wie ferngesteuert wir beide an diesem wunderbaren Platz in unsere Handys starrten. Die Zeit im hier und jetzt war wie verflogen, wir schickten schnell Bilder und machten Videos, um den Moment festzuhalten, den wir in diesen Minuten nicht einmal selbst spürten, sondern eigentlich nur „überflogen“. Man wird schon ziemlich süchtig auf so manche elektronischen Hilfsmittel!

Zum Glück schmiss uns das Wifi immer raus, sobald wir ein Foto geschickt hatten, also war´s dann doch ziemlich mühsam, sodass wir uns nach ca. 30 Minuten Süchteln doch wieder auf unseren Urlaub und den Moment besinnten.

Was ich aber mitgenommen habe ist, dass es gar nicht so schlimm ist, mal einen Tag nicht aufs Handy zu schauen, es geht ja nichts verloren, es ist alles gespeichert und die Nachrichten, die ganz dringend sind und nicht einmal einen Tag warten können, werden ja hoffentlich noch per Telefon übermittelt. Also versuche ich jetzt auch zuhause, meine Internetzeiten zumindest in der Freizeit zu staffeln, so wie eine Schulstunde oder einen Termin. Um die und die Zeit, schaue ich mir immer meine Nachrichten und Facebook-News an. Das entspannt wirklich und der Zwang, immer wieder nachzuschauen, fehlt mir gar nicht mehr.

Dennoch finde ich es erschreckend, dass wir uns immer wieder selbst zwingen müssen, uns von den elektronischen Medien loszureißen. Die Rückzugsurlaube boomen – im Kloster, auf der Almhütte, auf Berggipfeln oder unter Wasser beim Tauchen, … alles spezielle Orte, wo wir vom Stress loskommen und entspannen möchten. Vielleicht kann man ja auch zuhause das eine oder andere Wochenende oder zumindest ein paar Stunden auf Flugmodus gehen und so tun als ob man im Flieger ist. Dort geht ja auch die Welt nicht unter, wenn man nicht allzeit erreichbar ist.

Uns hat die – eigentlich ungeplante – Offline Zeit auf jeden Fall gutgetan und wir haben unsere „Surfzeiten“ jetzt auch zuhause reduziert. Ich habe nicht mehr das Gefühl, ich muss auf irgendeinen speziellen Ort fahren, um offline zu sein. Ich kann das stündlich, täglich oder sogar ein ganzes Wochenende lang tun bzw. nicht tun. Die neuen Eindrücke und Ideen kommen durch die „Langeweile“ dann ganz automatisch. Vielleicht redet man wieder mehr mit seinem Partner und seiner Familie, vielleicht spielt man gemeinsame Spiele auf die altmodische Art – z.B. Mensch ärgere dich nicht, …, vielleicht sieht man die Dinge, die einem begegnen wieder – man sieht den Menschen in die Augen, sieht die Wunder der Natur, die Blumen blühen oder die Schneeflocken tanzen.

Ich wünsche euch eine schöne Offline Zeit

Gelly

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