Nachdem uns die langen Winternächte ja noch ein wenig länger erhalten bleiben, könnte vielleicht eine Fackelwanderung den einen oder anderen von uns doch nach Einbruch der Dunkelheit noch vor die Tür locken?
Diese Aktivität war anlässlich des letzten Firmenmeetings als Abendevent geplant und mir hat´s richtig gut gefallen. Normalerweise bewegt man sich in den dunklen Abendstunden bei klirrender Kälte nicht so oft unter freiem Himmel. Man sitzt um diese Zeit meist noch im Büro oder schon gemütlich auf der Coach oder man bewegt sich so schnell und kurz als möglich zum nächsten Indoor Ort. Die Minuten im Freien sind zumindest bei mir im Jänner immer sehr eingeschränkt, manchmal kann ich sie sogar auf meinen eigenen Fingern mitzählen. Und je kälter es wird, umso kürzer werden meine Outdoor Minuten.
Also warum nicht einmal eine Fackel oder auch eine Stirnlampe mitnehmen und trotz Dunkelheit ins Freie gehen? Die Hundebesitzer machen das ja auch täglich, also so schlimm kann´s nicht sein. Und vor allem Kinder lieben das – es muss ja nicht weit sein, schon eine kleine Runde ist ein Abenteuer, raus aus dem Alltag, rein in die frische Luft.
Beim Meeting sind wir z.B. mit einem Bus bzw. mehreren, denn wir sind mittlerweile doch schon fast 100 Teilnehmer, zu dem Wanderausgangspunkt gebracht worden. Alle bekamen eine Fackel, die wir dann gegenseitig erleuchtet haben. Schon das war ein besonderer Moment – man gibt sich gegenseitig Licht! Am Weg zum Priesteregg haben uns zur Sicherheit dann zwei Wanderguides flankiert, die Chefin Renate als Vorgeherin und Katharina als Schlusslicht, damit sich ja niemand im fremden Wald verirrt. Eine gute Möglichkeit, um nach einem langen Arbeitstag „durch zu schnaufen“, mit Kollegen zu plaudern oder einfach nur schweigend die Geräuschen des knirschendem Schnees hören – diese Gelegehnheit habe ich sonst sehr selten!
Wenn man dann noch mit Alphornbläsern und Glühwein, der am offenen Feuer im Topf – sowie bei uns im Osten ein Kesselgulasch – erwärmt wurde, empfangen wird, dann wirkt das richtig zauberhaft und entführt einem in eine Traumwelt. Das war ein ganz besonderer Empfang für uns und eine tolle Belohnung für den Fackelaufstieg, der aber überhaupt nicht mühsam, sondern einfach nur fantastisch war.
Der Abend im Bergdorf Priestergg wurde dann noch mit einem besonderem kulinarischen Highlight belohnt: Man hatte das legendäre „Hut essen“ für uns gebucht. http://www.priesteregg.at/de/gasthaus/spezialitaeten. Dieses endete zwar für manche im „Almrausch“, weil jemand das Gerücht verbreitet hatten: Der, dem ein Stück Fleisch in die Suppe fällt, der muss als Strafe dafür einen Schnaps trinken, so ist der Brauch! Das ist österreichische Kultur pur, so wie es die Touristen und Gäste gerne mögen: Essen, Trinken und Spaß haben!
Ich habe mich an diesem Abend vegetarisch ernährt, was überhaupt kein Problem und ganz einfach war. Ein köstlicher Salat, Kartoffel und diverse „Tunksaucen“ wurden als Beilage serviert und haben für mich absolut als Hauptmahlzeit gereicht, ohne dass ich den Kollegen zu viel weggegessen hätte. Ein besonderer Abend mit tollem Service, bester Speisenqualität und sehr idyllischem, urigem Ambiente. Urlaubsfeeling pur!
Es ist schön und angenehm und vor allem einfach, wenn alles organisiert ist. Doch eine kurze Nachtwanderung, kann man mit ein wenig Kreativität sicher auch selbst gut organisieren. Hier meine Ideen dazu: In Begleitung der Fackel, der Stirnlampe oder des Mondscheins
zu Fuß zum Nachbarn, ins Kino, ins Gasthaus, ….
vor der Ankunft zu Hause aussteigen, ein paar Schritte zu Fuß gehen und den „Chauffeur“ alleine weiterfahren lassen
mit dem Hund doch nochmals eine kleine Runde drehen
nach dem Abendessen oder nach dem Lokalbesuch, statt der Nachspeise einen Verdauungsspaziergang machen
Vielleicht findet ihr ja noch Mitwanderer, denn meist ist´s in der Gruppe lustiger und kurzweiliger und die ängstlichen brauchen sich in der in der Dunkelheit dann nicht zu fürchten, wenn sie in netter Gesellschaft unterwegs sind.
Gerne erinnere ich mich bei diesem Thema auch an unsere „Erholungswoche“ auf der Alm zurück, die ich jeden Sommer als Kind genießen konnte. Wir waren eine ganze Schar von Kindern, die in den Sommerferien eine Almwoche im Sommerlager verbrachte und die ganze Woche wurde schon auf die Nachtwanderung hin gefiebert, die als Abschluss geplant war. Wir nannten diesen Abend: Hexenmarsch und es wurden zusätzlich noch „schreckliche“ Requisiten am Weg versteckt oder ein Erzieher hüpfte auf einmal hinter einem Baum hervor, um uns zu erschrecken. Eine tolle Idee, uns ohne Fernseher, Handy und Computer auch am Abend zu beschäftigen und für uns Kinder ein großes Abenteuer und eine bleibende Erinnerung.
Diese kleinen Abenteuer gibt es leider in unserem Alltag immer weniger, denn wir begnügen oder erschrecken uns lieber mit Computerspielen, Fernseh- oder Kinofilmen oder mit den Hiobsbotschaften, die andere Medien verbreiten. Wir lassen uns lieber berieseln, als das kleine, sichere Abenteuer selbst zu erleben.
Also vielleicht habe ich euch Lust, auf ein paar abendliche Schritte vor die Tür gemacht, denn eines steht fest: Das Essen danach schmeckt umso besser und das wohlige Gefühl, der warmen Stube, kann man dann noch besser genießen und spüren, als wenn man diese gar nie verlässt.
Eine Fackel oder eine Stirnlampe im Gepäck und los geht´s.
Viel Spaß dabei und positive Erlebnisse bei eurem kleinen Abenteuer wünscht
Gelly
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