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Aprilspaziergang in der Regenpause

Nachdem die Wettervorhersagen ja nicht so rosig waren, war ich heute eigentlich auf Indoor Aktivitäten eingestellt. Doch wie so immer kann man sich in letzter Zeit nicht so richtig auf den Wetterbericht verlassen. Heute konnte ich das auch selbst beobachten, dass in verschiedenen Mikrozonen fast alle Jahreszeiten erlebbar waren, als ich in Wien und Niederösterreich unterwegs war. Alle paar km wechselte der strahlende Sonnenschein (durch ein kleines Wolkenfenster) zu böigem Wind oder windstillem Nieselregen oder zu schrägem Regen und Graupelschauer, alles war dabei.

Und immer, wenn ich aus dem Auto stieg, fühlte sich das Wetter anders an, einmal einladend zu einem Spaziergang, dann wieder ausladend zu nichts wie rein in das Haus oder ins Auto. Gerade wegen des Erlebens der verschiedenen Wetterzonen war ich am früheren Abend dann doch besonders motiviert, die kurze Regenpause bei uns in Wien zu nutzen. Den sowieso notwendigen Weg zur Post, um einen eingeschriebenen Brief abzuholen, begann ich um 17.35 und das im Eilschritt, damit mir das „Briefservice“ nicht kurz vor Geschäftsschluss die Türe vor der Nase zumacht.

Also ging es schnellen Schrittes rauf zum Wienerberg, im Eiltempo, sodass ich sogar in die hohe Pulszone kam und dabei 48 Aktivitätsminuten sammeln konnte. Zum Glück konnte ich mein Ziel noch rechtszeitig erreichen und erspare mir den Weg morgen, denn da könnte es ja wieder regnen.

Somit auch der Tipp an euch, besonders im April, denn der macht ja bekanntlich was er will, die trockenen Minuten „jetzt“ nutzen, denn 5 Minuten später kann der Himmel schon wieder ganz anders aussehen und euer Weg dann dementsprechend ungemütlich oder feucht werden.

Und wie so oft, konnte ich eine neue Naturbeobachtung machen. Gleich nach dem Regen waren die Wege noch nass und ich konnte viele Regenwürmer sehen, die mir erstmals in diesem Jahr aufgefallen sind. Auf Grund der großen Zahl begann ich dann meine Schritte noch achtsamer zu setzen und gegebenenfalls auch Umwege zu machen. Durch das aktive Suchen von Regenwürmern war mein Weg zum Postamt diesmal extrem kurzweilig. Ich wollte keinen zertreten, denn erstens sollen sie ja gut und gesund für unsere Erde sein, damit diese gelockert wird und sich die Wurzeln gut ausbreiten können und zweitens wollte ich keine Reste auf meinen Schuhen mit in die Wohnung tragen.

Das erinnert mich gleich an unsere Sommerabende am Neusiedlersee, auch dort habe ich begonnen, meine abendlichen Wege achtsam und mit einer Taschenlampe gewappnet zu gehen, damit ich nicht zufällig auf die besonders nach einem Regen überall herumschlürfenden Nachtschnecken steige. Ein Erlebnis, nämlich Reste dieser Tiere auf unserem Teppich im Wohnwagen, hat mich so geprägt, dass ich ab jetzt achte, dass die Schnecken dortbleiben, wo sie hingehören, nämlich ins Freie genauso wie die Regenwürmer.

Leider waren nicht alle Stadtspaziergänger so achtsam wie ich, sodass ich dann auf meinem Heimweg nur mehr viele Reste der zu langsamen und am falschen Ort gekrochenen Regenwürmer sehen konnte.

Nachdem ich bisher Regenwetter oft gemieden habe, ist mir die Vielzahl der Regenwürmer auf Wiens Gehsteigen bis jetzt gar nicht so aufgefallen. Doch heute hat mich mein Bewegungsdrang gleich nach dem Regen hinausgetrieben und die Anzahl, die ich sehen konnte war faszinierend und eine gute Achtsamkeits- und Konzentrationsübung bei der ich so manche Verrenkungen, Links-Rechts-Bewegungen und den Wechsel von kleinen und größeren Schritten machen musste. Interessanterweise waren bei meinem Rückweg, sobald der Asphalt wieder auftrocknete, alle wieder verschwunden.

Als wir Kinder waren, liebten wir die Regenpausen. Wir zogen uns unsere meist bunten Gummistiefel an, liefen ins Freie und freuten uns über jede Lacke in die wir springen konnten. Und als meine Oma noch Hühner hatte, wurden wir sogar zum Futtersammeln rausgeschickt, damit die Hühner sich nicht nur von Trocken- oder Körndlfutter ernähren mussten. Irgendwie war das zwar grausig, die Würmer zu sammeln und damit die Hühner zu füttern, doch solche Erlebnisse merkt man sich für immer.

Und für die unter euch die solches Kriechtier lieber nicht sehen oder meine Ausführungen darüber nicht länger lesen wollen, hier noch eine besonders schöne Seite der Natur, die man bei Aprilspaziergängen entdecken kann. Vielleicht habt ihr ja auch das Glück auf euren Wegen, die eine oder andere blühende Pflanze zu entdecken, ich glaube die Chance dazu ist in keinem Monat höher als im April. Hier ein paar Blüten und ein Sonnenanbeter von meinen Entdeckungstouren im April:

Also nur Mut, ein Spaziergang in der Regenpause kann richtig Spaß machen. Man kann zwischen Regenwürmern und Restlacken durchmarschieren und diese quasi als natürliche Hindernisse verwenden. So macht sogar ein Spaziergang im April Spaß, auch wenn man dazwischen immer wieder auf die Wolkendecke blickt, um die Regenwahrscheinlichkeit in den nächsten Minuten zu erahnen, das hält auf jeden Fall wach und lockert und bewegt gleichzeitig unsere Nackenmuskulatur. Und die Krönung oder das Sahnehäubchen ist der Anblick des gerade zu blühen beginnende Flieders, der besonders nach dem Regen so richtig leuchtet und besonders schön duftet. Mit der Chance auf diesem Anblick gibt es keinen Grund, mit euren Out Door Aktivitäten bis zum nächsten Sonnenschein zu warten.

Ich konnte mich heute gar nicht entscheiden, welche Fliederfarbe mir am besten gefallen hat, also habe ich alle 3 bildlich festgehalten. Am besten finde ich die Mischung von weiss, hellrosa und dunkelrosa – also verschiedenen Farbtönen. Wenn ich noch Blumen pflücken würde, dann würde ich einen Ast von jedem Strauch abreißen oder stehlen, wie man ja beim Flieder oft sagt. Ich glaube der meiste Flieder wird derzeit von den überhängenden Ästen aus Nachbars Garten gestohlen und wer war es wenn der Nachbar flucht? Ich sicher nicht, wird jeder Dieb sagen, …, sicher werden dann wieder die typischen Lückenbüßer, die immer für alles Schuld sind, genannt und verdächtigt.

Leider ist das ein besonderes Phänomen unserer heutigen Gesellschaft, dass viele von uns Dinge heimlich machen und hoffen, dass sie keiner sieht oder entdeckt. Z.B. wird anstelle den Besitzer des Fliederstrauches zu fragen, sicher oft abgewartet, bis dieser außer Sichtweite ist, um dann heimlich einen Ast zu stehlen. Ich bin eher für die offene Variante, zu fragen. Da muss man dann allerdings auch ein Nein des Strauchbesitzers akzeptieren, doch man kommt zumindest wieder ins Gespräch und schweigt sich nicht nur an.

Genau diese Verschiedenheit jedes Fliederstrauches, also die Vielfalt der Natur, hat mich auch an die Vielfalt von uns Menschen erinnert. Ich bin froh, dass auch wir nicht nur aus einer „Sorte“ bestehen, sondern viele unterschiedliche Typen sind und demensprechend auch unterschiedlich aussehen. Es wäre doch nur halb so schön, wenn es nur weißen Flieder gäbe, genau diese Vielfalt macht unser Leben bunt und bereichert es, zumindest meines.

Und wenn ihr besonderes Glück habt, dann könnt ihr auch die typischen bunten, beeindruckenden und faszinierenden Himmelsbilder bei Aprilwetter, die Regenbogen sehen. Ich konnte heuer noch keinen finden, doch meine Kollegin Jana hat mich an ihrem Naturerlebnis teilhaben lassen, danke dafür.

Ich wünsche euch erlebnisreiche und bunte Aprilspaziergänge in den Regenpausen

Gelly

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