Wollt ihr noch Blumen pflücken oder sie doch lieber der Natur und der Erde überlassen? Wie lange halten gepflückte Blumen in eurer Vase? Wie oft könnt ihr ein Blumenfoto anschauen, es vielleicht sogar als Hintergrundbild auswählen und euch täglich daran erfreuen?
Die Idee zu diesem Beitrag hat das Mädchen Emma geliefert, ihre Mama Selina hat mir ihre eigenwillige, aber tolle Idee erzählt. Die Schüler und Schülerinnen einer ersten Volksschulklasse in der Steiermark wurden von ihrer Lehrerin dazu aufgefordert, quasi als Hausausgabe, Frühlingblumen mitzubringen.
Zuerst dachte ich, als ich hörte, dass Emma eine eigene Idee hatte, dass sie vielleicht die Blumen nicht abreißen möchte, sondern diese mit der Erde in die Schule bringen möchte, damit sie woanders weiterwachsen können. Emma ist sehr umwelt- und naturbewusst aufgewachsen, also würde das zu ihr passen.
Doch Emma ist vom Sternzeichen Löwe und alle Löwen die ich kenne, haben immer andere Ideen in ihren „Hirnwindungen“ und planen dann auch die Umsetzung ihrer Ideen vor allem sehr rasch und effizient. Aber Emmas Idee hat mich diesmal wirklich besonders überrascht und sehr beeindruckt.
Sie erzählte ihrer Mama, dass sie Frühlingsblumen, die sie auf ihren Spaziergängen finden, in die Schule mitbringen müssen. Sie sollten möglichst viele verschiedene sammeln, damit das Namensrätsel im Schulunterricht (wahrscheinlich so etwas ähnliches wie Sachunterricht, die Mixtur aus allem in der Volksschule, was nicht Deutsch, Rechnen, Englisch, Religion und Turnen ist) dann auch stundenfüllend sein würde. Wie heißt die weiße und die gelbe und die lila Frühlingsblume? …
Emma meinte dann bei der Blumensuche: Mama, borgst du mir bitte kurz dein Handy? Sie nahm das Handy, kniete sich auf den Boden, zoomte geschickt am Handybildschirm herum und drückte den Auslöser auf der Handykamera. So konnte sie viele Blumen, die sich bei ihrem Spaziergang entdeckte abfotografieren. Emma wollte die Blumen nicht abreißen, denn dann können sie ja ihre Samen nicht verbreiten und die Bienen hätten dann nichts zu essen, also machte sie lieber ein Foto für die Lehrerin und ließ die Blumen weiterwachsen.
Ihre Mama war ein wenig nachdenklich, ob die Lehrerin die Fotos am Handy akzeptieren wird. Doch Emma löste Mamas Gedankenspirale gleich auf: Mama, dann gehen wir zum BIPA oder DM und drucken die Fotos gleich aus, die kann ich dann der Lehrerin mitbringen.
Ich finde die Kreativität und die Lösungsfindung der kleinen Emma genial. Sie hatte die Aufgabe auf ihre Art gelöst, sie brachte viele Fotos von verschiedenen Frühlingsblumen in die Schule mit und hatte eine Freude daran, wenn sie dieselben Blumen auf täglichem Schulweg noch immer in der Natur wachsend und gedeihend betrachten konnte. Emma hoffte darauf, dass sich die Blumen vermehren werden und sie nächstes Jahr dann noch mehr blühende Blumen auf ihrem Schulweg fotografieren kann.
Zwar weiß ich noch nicht, wie die Benotung auf diese Hausübung ausgefallen ist, die Emma mit vollster Überzeugung auf ihre Art ausgeführt hat, doch von mir hätte sie einen römischen Einser bekommen – falls es diese Benotung heutzutage noch geben würde.
Und ich kann Emma nur zustimmen, denn seitdem ich die Naturbesonderheiten – und das sind viele für mich – mit meinem Handy abfotografiere, hatte ich nie mehr das Bedürfnis, Blumen zu pflücken. Denn ich möchte bei meinem nächsten Spaziergang mindestens genauso viele gelbe, weiße und lila Frühlingsblumen entdecken als bei meinem heutigen.
Meine Frau Mutter hatte viele Jahrzehnte lang die Gewohnheit, dass sie bei jedem Spaziergang einen Blumenstrauß mit nach Hause brachte. Da standen dann immer eine oder 2 oder sogar 3 kleine Vasen herum, bei deren Inhalt man den stündlichen oder täglichen Verfall der Blumen nach der Pflückung beobachten konnte. Auch sie hat ihre Gewohnheit schon so weit verändert, dass sie jetzt sogar so weit geht, dass sie die Blumen oder die Büsche, für die kein Platz mehr in ihrem kleinen Garten ist, wieder zurück in eine naturbelassene Umgebung bringt und dort an einem besonders schönen Platz sogar wiedereinsetzt, sodass sie dort dann ihr weiteres Überlegen stolz miterleben kann.
Auch ich als Kind habe immer viele Blumensträuße gepflückt, manchmal sind meine Cousinen und ich mit diesen Sträußen sogar hausieren gegangen. Wir fragten alle unsere Verwandten und Nachbarn, ob sie nicht einen Frisch gepflückten Blumenstrauß von uns kaufen möchten. Manche gaben uns dann netterweise ein paar Schillinge und wir freuten uns, dass wir unser Taschengeld aufgebessert hatten, um uns davon z.B. ein Eis zu kaufen. Das würde ich jetzt – 40 Jahre später – auf jeden Fall nicht mehr tun!
Vielleicht kann ich euch mit dieser Geschichte dazu anregen, bei euren Spaziergängen vielleicht kurz zu verharren, zu staunen und dann vielleicht nochmals nachzudenken, ob wir wirklich alle Blumen pflücken müssen. Besonders jetzt zu Ostern versucht sicher jede „Hausfrau“ oder „Kirchengeherin“, den schönsten Osterbaum oder Palmbuschen zu haben. Es spricht ja nichts dagegen, überstehende Äste oder bereits abgeknickte Zweige mitzunehmen, doch bitte nicht übertreiben.
Bei meinem letzten Spaziergang habe ich z.B. einige Blumengruppen gesehen, einmal 3, einmal 2 und manchmal ganze Quadratmeter. Wenn aus der Menge eine Blume fehlt, wird das keinen großen Einfluss haben, doch, wenn man von der 3er Gruppe alle wegnimmt, dann kann sich kein weiterer Spaziergänger an diesem wunderschönen Anblick erfreuen.
Es muss nicht in jedem Zimmer ein Naturblumenstrauß stehen, ein schöner im Zentrum hat sicherlich auch einen feierlichen, österlichen Effekt und wird hoffentlich ausreichend sein, um uns auf die kommenden Osterfeiertage einzustimmen.
Ich wünsche euch bewusstes Handeln beim Blumen pflücken und genug Restblumen für die hoffentlich noch üppigere Blüte im nächsten Jahr
Gelly
Gellysblog
Danke Emma und Selina für diese Geschichte, die aus dem wahren Leben geschrieben ist!
P.S.: Habt ihr gewusst, dass z.B. Palmkätzchen Zweige in der Vase manchmal wieder Wurzeln bilden können? Vielleicht habt ihr ja auch so einen Wunderzweig bei eurem Osterbaum dabei und ihr könnt dann nach Ostern für das kleine (Palm-)Kätzchen selbst einen neuen schönen Pflanzplatz aussuchen und somit eine „Wiedergeburt“ oder „Auferstehung“ ermöglichen.