Nachdem uns dieses Jahr 2020 so viele Dinge beschert hat, von denen zumindest ich vorher nie zu träumen gewagt hätte – vielleicht eh´ besser, denn es wären sowieso keine schönen Träume, sondern eher Alpträume gewesen – möchte ich es noch vor Jahresende mit diesen Zeilen Revue passieren lassen und versuche damit für mich selbst herauszufinden, was vielleicht trotzdem positiv daran und mir eine Lehre für die kommenden Jahre war.
Am 7. März schien die Welt noch in Ordnung, da war ich noch als ein Teammitglied der Aussteller auf einem Messestand bei einem Kongress für ein paar hundert Teilnehmer präsent. Auch abends wurde das Rahmenprogramm noch angeboten und ausgiebigst genossen und zelebriert – nur Leute, die zuvor in China oder Italien waren, wurden bereits vorsichtshalber ausgeladen.
Nur eine Woche später schien die Zeit schon still zu stehen und dieses Gefühl habe ich bis heute. Ich versuchte zwar trotz Lock down täglich – oft in der näheren Umgebung – rauszugehen und ein paar Runden um den Block zu gehen. Doch mittlerweile kenn ich schon jeden Strauch, jede Bodenwelle, jede Fensterdekoration und die Arten der unterschiedlichsten Hauseingänge auf diesen paar Runden um den Block. Und nachdem wir jetzt schon im 3. Lockdown in diesem außergewöhnlichen Jahr 2020 sind, komme ich mir sogar selbst manchmal schon vor als ob ich der Hamster im Rad wäre.
Kein Händeschütteln mehr, keine Begrüßungsbussis, Masken nicht nur an Erwachsenen, sondern auch an Kindern und Mamis – ich stelle mir oft vor, wie die diesjährige Babygeneration in Zukunft auf vermummte Gesichter reagieren wird. Bisher waren vermummte Gesichter doch meist befremdlich für uns, doch wenn Neugeborene jetzt von Anfang an Großteils auf die mit Masken bekleideten Eltern sehen, ist das doch auf einmal etwas heimeliges. Die zukünftigen Einbrecher oder Bankräuber werden vermutlich von der kommenden Generation eher freundlich, als befremdlich begrüßt werden.
Doch zum Glück war wenigstens der Sommer eine positive Ausnahme: Durch unsere kleine gepachtete Hütte am See mussten wir nicht verzweifelt – so wie viele andere – nach der „Öffnung“ noch ein passendes Quartier an einem Urlaubsort (im Idealfall in Österreich) suchen, sondern konnten die warmen Tage in Gesellschaft mit Abstand und viel Freifläche dort verbringen. Nachdem man uns zuerst wegen der Sperre von Touristikbetrieben ausgesperrt hatte und als Draufgabe das Seeufer nur mehr für Personen aus der näheren Umgebung (25 km?) zugänglich war, konnten wir die Saison erst verspätet, aber doch beginnen.
Trotzdem bleibt ein unangenehmer Beigeschmack: Sogar wenn ich diese – meine eigenen – Zeilen lese, erschrecke ich noch immer vor den Formulierungen, die heuer Gang und Gäbe waren. Immer wieder hörte man – vor allem aus den Mündern hochrangiger Politiker – Worte wie separieren, so schnell als möglich in Quarantäne schicken, um niemanden mehr zu gefährden usw. usw. – bei manchen Wörtern oder Formulierungen war ich wirklich sprachlos und bin es bis heute.
Was ich gelernt habe? Den Medien und Politikern glaube ich zukünftig sicher noch weniger als bisher. Denn als ich anfänglich noch interessiert die Zahlen der sich entwickelnden Infektionshäufigkeit beobachtete, wurden auf einmal all meine Quellen aus dem Netz entfernt und es gab nur mehr die eine, öffentlich zugängliche Datenquelle, die tunlichst von allen Interessierten zu verwenden war. Und Schwupps, auf einmal entschied „man“ sich für ein anderes Darstellungsmodell und alle vorherigen Entwicklungen waren wieder verschwunden, sodass ich mir selbst wieder keine eigene Meinung mit den vorhandenen Daten bilden konnte.
Ernst ja, aber Angst? Für meine Frau Mutter, die eindeutig zur Risikogruppe gehört, war dies sicher eines ihrer schwierigsten bisherigen Jahre, aber nicht wegen eines Virus, einer Infektion, sondern wegen der Angstmache und der Distanz, die uns allen vorgeschrieben wurde, war die Isolation in ihrem ersten Witwenjahr sicher der unangenehmste Begleiter in diesem Jahr.
Ihre Angst verlor sie erst ein wenig bzw. wurde auf eine realistische Basis gestellt, als sie selbst Versorgungstätigkeiten für ihre Verwandten durchführen musste. Im Oktober waren nämlich gleich drei ihrer Schwager und Schwägerinnen und all deren Freunde, Kinder und Enkelkinder von einem Tag auf dem anderen entweder Covid-positiv oder in Quarantäne. Also musste sie mit 81 für ihre Verwandten, die jetzt nur mehr sie als einzige Kontaktperson ohne Ausgangssperre und mit Tagesfreizeit hatten, für sie einkaufen, Medikamente besorgen und Bankgeschäfte erledigen. Interessanterweise wurden nämlich in dieser Zeit – obwohl es viel mehr Betroffene als im ersten Lockdown gab – keine Hilfsdienste seitens diverser Ämter oder Vereinen angeboten. Nicht einmal die Pflegerinnen, die sonst die Alltagsdinge erledigten, durften mehr kommen.
Natürlich machte sich meine Frau Mutter Sorgen, war ziemlich aufgeregt, aber im Endeffekt dann stolz, dass sie die Situation so gut gemeistert hat. Und die gute Nachricht – alle von mindestens 5 über 80-jährigen Risikopatienten, konnten den Virus zwar eingeschränkt, aber doch mit fast keinen Nachwirkungen und Spätfolgen zu hause ausheilen. Ohne Spital, sondern nur mit ärztlicher Betreuung – meist von der Ferne – und durch Zusammen- und Durchhalten. Diese ganz eigene persönliche Erfahrung hat meiner Mutter die Vorsicht erhalten, doch die Angst auf ein gesundes Ausmaß reduziert.
Warum liest man nirgends von diesen Schicksalen? Ich habe noch keine Zahlen gesehen oder gehört, bei denen dokumentiert wird, wie viele Personen der angeblichen Risikogruppe den Virus – ähnlich wie eine Grippe? – gut und ohne Spätfolgen überstanden haben. Was hindert die Medien und die Politik daran, die „Best Practice“ Beispiele, von denen ich persönlich schon viele kenne, zu nennen?
Wenn man irgendwann in seinem Leben gelernt hat, für die eigene Gesundheitsvorsorge nicht nur den Körper, sondern auch den Geist mit – wo will ich hin? – freudigen Nachrichten und Visionen zu speisen, dann sollte diese Form von Kommunikation doch selbstverständlich in unserem Alltag integriert und präsent sein und das hat meiner Meinung nach nichts mit Verweigern, der rosaroten Brille oder Missachten zu tun. Diese Grundausbildung würde ich gerne verpflichtend für alle Journalisten und Politiker einführen.
Auch die Anordnung oder bisher noch freiwillige Aufforderung der Antigen-Test mit geringer Akzeptanz – außer derer, die das nur machten, weil die Regierung das so wollte und eh´ keine Symptome hatten – ca. 2 Wochen vor Weihnachten kann ich nicht nachvollziehen, nämlich auf keinen Fall den Zeitpunkt. Viele Menschen, die ich kenne und die aus eigenen Stücken ihre Familien schützen wollten, waren nämlich nicht zum vorgegebenen Gratis-Termin testen, sondern oft sogar privat auf eigene Kosten am 23. oder 24.12., was für mich auf jeden Fall auch meinem Verständnis von möglichst effektiver Infektionsvermeidung entspricht.
Und mein Entsetzen oder Unverständnis wurde auch am Tag der ersten Impfung in diesem Land erneut gefüttert. Während viele Familien, wie auch wir, die Weihnachtstreffen eingeschränkt oder nur auf Etappen durchgeführt hatten, sodass ggf. im Ansteckungsfall noch ein Teil von uns die restliche Familie versorgen kann, trappeln einige hochrangige Politiker in ein scheinbar urkleines „Impfkammerl“ auf der Medizinischen Universität – in dem sich, wenn es ein Geschäft im Handel wäre nur maximal 2 Personen befinden dürften – und umgeben sich dort mit einigen Risikopatienten, nur um Medienpräsenz zu zeigen.
Während auf diesen Bildern zumindest schon fast alle „Teilnehmer“ eine der FFP2 Masken trugen, wartet meine Frau Mutter noch immer auf die seit Wochen von der Regierung versprochene Gratislieferung der kostenlosen Exemplare für ältere Menschen.
Wahrscheinlich wird dann irgendwann kommuniziert, dass irgendein Botendienst für das Nicht-Ankommen dieses leeren Versprechens beschuldigt wird oder die vorgesehene Lagermengen noch vor dem Versand gestohlen wurden? – so könnte ich mir das vorstellen – diese und viele anderer aus meiner Sicht absolut kontraproduktiven und eher Missstimmung verursachende Werbekampagnen über die Medien zahlt ja eh´ nur der Steuerzahler.
Und ich könnte weiterschreiben und weiterschreiben – doch nachdem ich die Anzahl der im Durchschnitt gelesenen Zeilen oder sogar nur Worte eines Blogartikels sicher schon hundertfach überschritten habe, gönne ich meinen Lesern jetzt eine Pause.
Mal sehen, vielleicht folgt ja noch ein Bye-bye Corona 2020 Teil II.
Ich hoffe nicht, denn ich bin dennoch zuversichtlich, dass wir – wenn viele von uns eigenverantwortlich agieren und nicht nur um ihr eigenes Wohl, sondern auch um das ihrer Mitmenschen bemüht sind – doch auf eine baldige Erweiterung unserer Perspektiven nicht nur hoffen, sondern diese auch bald wieder genießen können.
In diesem Sinne wünsche ich einen angenehmen Jahresausklang und Alles Gute für die uns erwartende Zukunft.
Alles Liebe von
Gelly
Gellysblog
P.S.: Denn der nächste Frühling kommt mit ziemlich hoher Wahrscheinlich doch in gar nicht allzu langer Zeit auf jeden Fall wieder …