vor allem, wenn man dabei ruhig und gemächlich mitten durch Wien schippert. Eigentlich kam die Idee von meiner Frau Mutter, die als Ferienprogramm unbedingt ihre Töchter und ihre Enkelkinder zu einer Bootsfahrt durch Wien einladen wollte. Wir waren zuerst nicht so begeistert, denn wir waren eher auf einen den Spaßfaktor „Pensioninstenausflug“ eingestellt und ein Prateractiontag hätte uns im Vorfeld besser gefallen. Doch wir wurden vom Gegenteil überzeugt!
Die Tour durch und rund um Teile Wiens – ein besonderes Erlebnis – hat wirklich Spaß gemacht, ist uns bis heute, obwohl sie jetzt schon über einen Monat her ist, noch immer gut in Erinnerung geblieben und die war so:
Wir trafen und am Hauptbahnhof und fuhren mit der U1 zum Schwedenplatz, um uns zuerst einmal die Tickets für das erste Schiff um 10.30 Uhr zu sichern. Die Tickets kann man 30 Minuten vor Abfahrt vor Ort bei der Anlegestelle am Schwedenplatz kaufen oder sich vorher im Internet die Karten sichern:
http://www.ddsg-blue-danube.at/linie-wien/grosse-donaurundfahrt/
Im Oktober besteht noch die Chance, diese Attraktion noch heuer zu genießen. Für Spätstarter gibt es aber sicher auch im nächsten Jahr ab April wieder die Chance mit aufs Boot zu kommen. Wir haben uns aufgrund der Empfehlung meiner Frau Mutter für die Linie Wien, große Donaurundfahrt, Strecke A und B entschieden:
Fahrtdauer: ca. 3,5 Stunden
Fahrtkosten: 29,- Euro pro Person
Wir nutzten die Wartezeit bis zur Abfahrt noch, um zu Fuß bis zum Stephansdom zu gehen, den meine Mutter unbedingt auch an diesem Tag noch von innen sehen wollte. Für sie ist das immer ein besonderes Erlebnis, denn genau dort ist sie vor mehr als 60 Jahren schon einmal gewesen, nämlich am Tag ihrer Firmung. Sie wurde damals in den Zug nach Wien gesteckt, wo sie von ihrer Firmpatin, Tante Elsa, am Bahnhof abgeholt wurde. Man muss sich vorstellen, das war um das Jahr 1955 herum – vor über einem halben Jahrhundert.
Tante Elsa war, wie einige gut situierte Wiener damals, gern im Voralpenland, um jährlich in einem kleinen Zimmer, die das landwirtschaftliche Anwesen bat, die Sommerfrische zu genießen und so kam es, dass sie auch zur Firmpatin meiner Frau Mutter wurde. Die Anreise dauerte sicher um vieles länger, als heutzutage, dafür blieb man dann aber auch länger, nämlich manchmal gleich ein paar Wochen anstelle der Tagestouren, die wir in diesem Jahrhundert gerne machen.
Nach dem Pflichtbesuch für Jugenderinnerungen ging es wieder zurück zur Ablegestelle. Ich war wirklich überrascht vom Komfort und den Möglichkeiten, die man am Schiff hat. Es ist für Speis und Trank gesorgt und für jeden Geschmack etwas dabei. Man kann drinnen oder draußen sitzen und wird an den Tischen bedient und auf den Freiflächen darf man sogar rauchen. Der, dem es draußen zu kalt ist, so wie mir meistens, ist auf diesem Boot überhaupt nicht benachteiligt, denn rund um fast alle Sitzplätze sind überall sehr große Glasfronten, sodass man wirklich auch im sitzenden Zustand ein Rundumerlebnis hat.
Man schippert zuerst den Donaukanal hinunter. Wie schnell die Fahrt eigentlich ist bemerkt man erst, durch das Landen der Wellen am Ufer, die ziemlich große Wellen schlagen und den Wassertieren, die dadurch ziemlich heftig hin- und hergeschaukelt werden. Manche bewegen sich ängstlich, andere scheinen die Bootswellen zu genießen und freuen sich über die Abwechslung bei ihrem Donaukanal Daseins.
Im Donaukanal ist noch ziemlicher Trubel, man sieht viele Menschen auf den Straßen, die Autos im Stau stehen und kommt an so manchen Stellen vorbei, an denen man schon Sight Seeing gemacht hat und sieht diese erstmals von einer anderern Perspektive aus. Zuerst wollten wir gleich zur Sonnenterrasse, doch diese war leider geschlossen. Erst als wir die Schleuse in der Freudenau passiert hatten, wurde dieTerasse eröffnet. Dann haben es auch wir gecheckt: Da die erste Route unter den Brücken des Donaukanals durchführt, wäre das Geländer zu hoch und würde an den Brücken anstoßen. Daher verwendet man am Schiff klappbare Geländer auf der Sonnenterrasse, die erst außerhalb des innerstädtischem Bereich hochgeklappt werden. Erst auf der Donau steht die Sonnenterasse den Passagieren zur Verfügung.
Was mir besonders gefallen hat, dass es durchaus üblich und vor allem auch geduldet war, dass man sich auf dem Schiff bewegt, so wie man gerade möchte. Man geht mal auf die Sonnenterasse, dann schaut man mal, was sich links tut und dann wandert man wieder auf die rechte Seite. Erst am unteren Ende des Donaukanals wurde es dann ruhiger, man sah nur mehr Fußgeher, Wanderer oder Radfahrer und natürlich Fischer und deren Fischerhütten, die sehr lieblich wirkten und das Ufer manchmal so wie aus einem Bilderbuch wie aus einer anderen Welt wirken ließen.
Zuerst dachten wir uns, uhh, so lange Zeit auf einem Boot, das wird sicher ur langweilig, doch die Zeit verging wie im Flug. Erstens sind die 2 Schleusen, die man passiert, schon ein besonderes Erlebnis. Man wird angeseilt und dann geht´s bergauf oder bergab. Stetig und eigentlich recht schnell wird das große Schiff durch die Wassermassen gehoben oder gesenkt. Die meisten Passagiere sind an der Schleusentätigkeit interessiert und beobachten diese von den seitlichen Terrassen. Falls man das nicht möchte, ist das eine gute Möglichkeit, die Ruhezeit zu nutzen und vielleicht mit seinen Liebsten zu Tratschen, Kaffee zu trinken und sich vielleicht noch einen Kuchen, schmecken zu lassen.
Mein besonderes Erlebnis am Schiff war die Fahrt unter der Tangente durch. Die „Hauptstraße“, die sich eigentlich Süd-Ost-Tangente nennt und täglich von tausenden Fahrzeugen befahren wird – oft auch von mir – und auf der ich und viele andere schon sicher viele Stunden unserer kostbaren Zeit in den fast täglichen Staus verbrachte haben. Und an diesem Tag, es war sogar ein Wochentag, an dem ich mir Urlaub genommen hatte, einfach gemütlich, stress- und staufrei unten „durchzuschippern“, war schon eine schöne Genugtuung und lies mich wirklich ins Urlaubsfeeling abschweifen.
Wie sahen dann noch so manche markanten Bauwerke wie die Mexikokirche, den Millenniums Tower, den Donauturm und den DC Tower. Am DC Tower waren Maskulino und ich bereits gemeinsam mit meiner Schwester Rita und meinen Nichten Bella und Elisa ganz oben, wo wir in der Bar einmal Kaffee getrunken haben und die Aussicht von oben bestaunt haben, was für mich auch ein Muss bei Wien Besuchen ist. Im Vergleich zum DC Tower wirkt der Donauturm, der auch nett ist und wo man die Aussicht im drehenden Restaurant genießen kann, recht klein und mickrig.
Die Ansicht von Boot – eigentlich von unten – hat aber auch etwas ganz besonderes. Am spannendsten ist es, wenn man das eine oder andere Boot begegnet. Ein Schlepper, ein Speedboot, ein Polizeiboot oder Hotelschiffe konnten wie von der Nähe betrachten und „bewinken“.
Auch das Anlegemanöver bei der Reichsbrücke hat und besonders gut gefallen. Dort konnte man die vielen Hotelschiffe, die grade angelegt hatten, ganz von der Nähe sehen. Durch die Glasfronten der modernen schwimmenden Hotels konnte sogar in manche Zimmer hineinschauen. Einmal mussten wir sogar am Wasser „halten“, weil ein großes Schiff gerade umdrehte, um anzulegen.
Mit Blick auf den Kahlen- und Leopoldsberg drehten auch wir um und steuerten die kleine Schleuse am oberen Ende des Donaukanals an. Und kurz nach dem Passieren der kleinen Schleuse fing auch der Trubel wieder an und unser Blick erreichte die ersten innerstädtischen Sehenswürdigkeiten, wie das von Friedrich Hundertwasser gestylte Heizkraftwerk Spittelau.
Die vielen „Wandbemalungen“ und die stylischen Wolkenkratzer machen auch diese Fahrt zu einem sehr kurzweiligen Erlebnis, so dass uns auch nach 3 Stunden am Boot noch immer nicht langweilig wurde.
Nach noch einer Kehrtwende für das Anlegen am Schwedenplatz, legten wir noch immer sehr beeindruckt wieder an. Dort würde sich das Lokal Motto anbieten, um nochmals die Landperspektive zu genießen und um wieder in die Stand- anstelle die Wackelpositon zu switchen, wobei es am Boot gar nicht viel gewackelt hatte. Wir entschlossen uns allerdings, mit der Straßenbahn Linie 1 gleich weiter zum Rathausplatz zu fahren und dort zu speisen. Dort waren nämlich noch die ganzen kulinarischen Stände aufgestellt vom sommerlichen Filmfestival aufgestellt, sodass wir uns durch ganz Europa oder sogar durch die manche Kontinente durchkosten konnten, um unsere Urlaubsbootstour noch mit diesem „kulinarischen Urlaub“ in Wien abzurunden.
Als Abschluss trafen wir und noch mit meinem Onkel Eduard, der uns noch zu sich auf Kaffee und Eismarillenknödel einlud. Zurück ging es mit der U-Bahn U2 vom Rathaus zum Karlsplatz und dann mit der U1 zum Hauptbahnhof.
Weil ich ursprünglich glaubte, dass dieser Tag – außer der Gesellschaft meiner Liebsten – eher ein bewegungsfauler langweiliger Tag werden würde, war ich dann sehr überrascht, dass ich trotz langer Bootstour sehr viele Schritte und Stiegen auf meiner Fitnessuhr angezeigt bekam. Also sogar dieses Familienprogramm war bewegungsreich, abwechslungsreich und entspannend gleichzeitig. Denn wo verbringt man heute noch 3,5 Stunden mit seinen liebsten, ohne dass man irgendetwas tun muss oder möchte? Diese Bootsfahrt bietet genug Zeit für einander und trotzdem Bewegung zum Aktivieren.
Was ich vergessen hatte? Ein Fernrohr einzupacken, was sicher Sinn machen würde, um so manche Sehenswürdigkeit ein wenig näher zu zoomen.
Was ich empfehlen würde: Warme Kleidung! Ich hatte zwar einen Pullover und ein Stirnband dabei, doch die „Windjacke“ hatte ich vergessen. Und auch wenn das Boot nicht besonders schnell fährt, es zieht natürlich an jeder Ecke und auch innen, weil immer irgendwo eine Tür offen ist oder gar keine Tür ist.
Wofür eignet sich die Bootsfahrt in Wien:
- 1 Urlaubstag genießen
- Zeit mit der Familie zu verbringen
- Kinder, Enkelkinder, Mamas, Papas, Omas, Opas, Tanten, Onkeln, Nichten und Neffen zu überraschen und zu beeindrucken
- die Sehenswürdigkeiten, die man eh schon kennt, von einer anderen Perspektive zu sehen
- Fernweh zu bekommen, oder Lust auf eine weitere Schiffsreise, vielleicht sogar mit Übernachtung am Hotelschiff
- als Weihnachts-, Oster- oder Geburtstagsgeschenk
Ich wünsche euch schöne Wassererlebnisse ob auf einem Boot mit sicheren und umsichtigen Kapitäne wie wir ihn hatten oder am Ufer und einen schönen Herbst
Gelly
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