Nachdem die Sonnenfenster in unseren Gefilden noch immer sehr kurz oder manchmal sogar tagelang gar nicht zu finden sind, denke ich immer öfter an die vielen sonnigen Tage zurück, die wir vor 2 Monaten auf Gran Canaria erleben durften. Und ich weiß jetzt schon, dass wir vielleicht sogar bald, aber auf jeden Fall im nächsten Winter wieder der Sonne entgegenfliegen werden.
Falls ihr euer Fernweh auch ein wenig auffrischen wollt oder die Sonne als kleine Dosis zum Lesen für zwischendurch genießen wollt, dann könnt ihr hier eine unserer schönsten Tagestouren als mögliches Ziel auf der Insel nachlesen. Eine besondere Challenge für die fitten unter euch könnte z.B. die Umwanderung der Dünen von Maspalomas sein. Vor dieser Dünenwanderung hätte ich von mir behauptet, dass ich ganz gut in Form bin. Dieser Tag hat mich eines anderes belehrt und mir wurde bewusst, dass ich noch ziemlich viel trainieren sollte, bis ich die nächste km-lange Sandstrandwanderung wagen werde.
Während unseres Aufenthaltes in der Nähe des Playa de las Burras zwischen Playa del Ingles und San Agustin war ich an diesem sonnigen windstillen Tag aber sehr entschlossen und mutig. Sogar Maskulino war skeptisch, ob wir wirklich die Dünen der Küste entlang umwandern sollten, doch er wollte wir die Freude nicht nehmen, gab uns die Chance, es zumindest zu versuchen und so marschierten wir einfach los. Und mit Mühe aber doch, we made it!
Ganz in der Nähe von unserem Urlaubsreihenhaus konnten wir bereits barfuß den Strand betreten und unsere Wanderschuhe tragen oder auf den Rucksack schnallen. Zu Beginn noch ganz alleine auf weiter Flur glaubten wir zuerst an einen einsamen Strandspaziergang. Doch mit der Zeit sammelten sich immer mehr Leute auf unserer Küstenroute und genauso viele kamen uns entgegen. Mich erinnert dieser Küstenabschnitt immer an einen Ameisenhaufen, wo sich ja auch die einzelnen Tiere auf kleinen Straßen, dann auf großen und zum Schluss in einem riesen Haufen sammeln. Rund um die Dünen sah die „Menschenstraße“ ca. so aus:
Doch keine Sorge, wir haben die Wanderung ohne Zusammenstoß überlebt. Und nachdem wir, weil wir immer ganz nah am Wasser gehen wollten sowieso damit beschäftigt waren, auf die manchmal sehr überraschend doch sehr nah kommenden Ausläufer der fantastischen Wellen zu achten, störten uns die vielen Mitwanderer gar nicht, weil unsere Augen sowieso meist auf den Horizont oder die Wasserspiele unter unseren Beinen gerichtet waren. Diese Ausblicke direkt waren dann doch nicht so schlecht und die Mühe wert:
Vielleicht haben wir (oder ich) einen Fehler gemacht: Ich genoss es bei jedem Schritt meine Zehen in dem weichen Meeressand zu vergraben. Leider bemerkte ich dann genau an der Spitze, etwa in der Mitte von beiden Ausgangspunkten Ost und West, wo weit und breit keine „Raststation“ zu sehen war, zuerst ein kleines Stechen an den Beinen und dann, dass mein großer Zeh viele rote Punkte zeigte. Natürlich war ich gleich total beunruhigt und hatte sogar kurz die Befürchtung, dass mich eine Schlange gebissen hatte. Bei dem Blick auf die Dünen entstand als erster Gedanke sogar diese Phantasie. Eigentlich ziemlich dämlich, wie sollte in der Meeresbrandung eine Schlange den Weg zu meinem großen Zeh finden. Oder vielleicht doch eine Qualle oder ein ähnliches Getier?
Nach näherer Betrachtung und Maskulinos Scharfsinn stellten wir fest, dass meine Beine und vor allem mein großer Zeh – weil ich ihn ja bei jedem Schritt quasi im Sand festkrallte, weil es so schön war, einfach durch die vielen Kilometer im grobkörnigen Sand aufgescheuert war. Ich bin halt manchmal doch sensibel oder eine Mimose, wie andere zu sagen pflegen. Für ein paar Meter versuchte ich dann Maskulinos Rat zu folgen und auf den Fersengang umzustellen, der mir dann bei der schon aufkommenden Mittagshitze auf Dauer doch zu anstrengend war.
Zum Glück habe ich immer ein kleines Handtuch im Rucksack, also konnte ich mich auf einen Stein setzen, die Füße so gut als möglich abwischen und auf die Turnschuhe umsteigen. Ich war überfroh, dass ich die Wanderung ab jetzt im Sand statt an der Wasserlinie schmerzfrei fortsetzen konnte. Ein wenig langsamer unterwegs konnte ich die Wanderung dann noch mehr genießen und nahm mir gleich mehr Zeit dafür, auch ein paar Fotos von menschenleeren Stellen zu schießen.
Manchmal war es auch besser in Richtung Meer zu sehen, denn in die andere Richtung begannen sich die Nacktbadestrände aneinanderzureihen. Also was man auf keinen Fall sein darf, wenn man diese Route erwandert ist prüde. Zuerst kam der normale FKK-Strand mit Liegen, Sonnenschirmen und einem Strandcafe für die Generation wie wir oder älter, dann folgte der Männerstrand, wo sich ein Muskelprotz ohne Bekleidung und sein Begleiter an den anderen reihte und danach folgte wieder ein Gemischtstrand an dem sich die kleidungsfreie jüngere Generation zu Sonnenbaden, Sandburgen bauen und Ball spielen zu treffen schien. Gefolgt von den Familien, die mit ihren Kindern Sandburgen bauten. Anscheinend gibt es rund um die Dünen für jede Klientel den passenden Strand, da sollte man schon vorher wissen, wo man hinwill oder wohin man gehört bevor man nach einem mühsamen Anmarsch an dem für sich unpassenden Ort landet. Einsamkeit und Massenauflauf, beides kann man ganz nah nebeneinander finden.
Gerade weil je nachdem in welche Richtung man schaut – Nord, Süd oder Ost ein ganz anderes Bild auftaucht, fand ich diese Wanderung besonders spannend. Derselbe Ort und die Stimmung ändert sich sofort, wenn man seine Augen in eine andere Himmelsrichtung schweifen lässt:
Was ich aber schon bewunderte und mich ziemlich schockierte, dass auf dieser Tour, die mich fast abgeworfen hätte, auch viele Menschen mit Gehstecken oder nur mit Bikini bekleidet, ohne Sonnenschutz und Proviant unterwegs sind. Wir waren sehr froh, dass wir unsere Kapperl, die Sonnencreme, die Schuhe und genügend Wasser mithatten und sogar wir mussten uns zwischendurch an einem der wenigen Labestellen entlang der Strecke, die grad ihre Pforten öffnete, mit Wassernachschub versorgen. Wir waren sogar froh, als sich zwischendurch ein paar Wolken zeigten, die uns für kurze Zeit sogar einen kleinen Schatten über unseren Häuptern gewährten.
Es ist bei der Wellenlage und Strömung auch nicht empfehlenswert sich im Wasser abzukühlen und zu erfrischen, denn zumindest im Dezember, als wir dort waren, war entlang der ganzen Strecke Badeverbot, also die rote Flagge. An manchen Stellen konnte man das Nachvollziehen und man war wirklich überrascht, wie schnell die Strömung das Wasser der Wellenausläufer wieder zurück ins Meer zog. Ich möchte nicht in einem solchen Wellen- und Sand Strudel und Sog landen. Anschauen und plantschen erlaubt, schwimmen verboten!
Dort wo das Meer wieder sanfter wurde, in der Nähe des Faro de Maspalomas fanden wir auch wieder Infrastruktur, viele Badegäste und sogar Wellenreiter. Wir genossen den Café con leche mit dem Blick auf die Mischung aus vielen sportlichen Surfschülern und -könnern, die sich entlang der hier sanfteren Wellen bemühten, endlich die Welle zu erwischen, bei der sie sich erheben, knien oder sogar stehen konnten, bevor sie das Brett wieder etwas unsanft abwarf. Und wir entdeckten an der Promenade sogar noch eine etwas andere Strandkrippe, die uns in skurriler Weise als einziges Zeichen an die eigentlich um diese Zeit (Mitte Dezember) übliche Vorweihnachtsstimmung erinnerte.
Und ich hätte es nicht geglaubt, nach einer kurzen Stärkung machten wir uns sogar noch zu Fuß über den sandfreien Landweg wieder auf den Heimweg, wobei hierfür Maskulino der Treiber war. Ich wäre viel lieber mit dem Bus gefahren und hätte dann abschließend den Tag noch auf der Sonnenliege ausklingen lassen können. Doch um auch dem anderen eine Freude zu machen, gelingt es sogar manchmal, seine Grenzen um ein kleines Stück zu überschreiten. Maskulino konnte mich nur deswegen für die Draufgabe der Heimwanderung überreden, indem er mir zusagte, wenn es gar nicht mehr geht, können wir ja jederzeit auch entlang der Strecke in den Bus steigen.
Er kennt mich schon gut und weiß, dass er mich mit dieser jederzeit Ausstiegsoption meist noch für ein paar Kilometer mehr motivieren kann. Die letzte Etappe, die letzten hunderte von Metern, die wir schon kannten, weil wir sie schon täglich gegangen sind und somit langweilig schienen, waren aber doch zu viel und ich pochte auf die Busoption, welche wir dann auch für die letzten paar hundert Meter genutzt haben. Mit ein paar Zwischenstopps sind wir dann mit noch halbheilen Füssen wieder froh und glücklich auf unserem menschenleeren „Heimatstrand“ bei unserem Urlaubsdomizil angekommen.
Ich habe an diesem Tag die Schritte, Stockwerke und zurückgelegten Kilometer gar nicht mehr gezählt und gar nicht auf die Aufzeichnung meiner Fitnessuhr geachtet. Gefühlt waren es sowieso mehr als auf der Anzeige, denn ein Barfuß-Schritt am Strand wirkt für mich besonders anstrengend, ist aber dafür auch doppelt so schön. Dieses subjektive Empfinden und das Beanspruchen scheinbar fremder Muskeln von denen man schon vergessen hat, dass man sie hat, kann der Schrittecomputer sowieso nicht festhalten.
Auch wenn es schon zwei Monate her ist, dass wir diese Etappe auf Gran Canaria zurückgelegt haben, bin ich bis heute noch stolz darauf. Ich habe noch so viele schöne Bilder im Kopf und danke gerne daran zurück. Deswegen ist ganz klar, wir kommen sicher wieder, vielleicht ja schon in diesem Jahr – der nächste Winter, der auf den Kanaren für mich immer besonders schön ist, kommt bestimmt. Und irgendwie kann ich auch so manche „Pensis“ verstehen, die manchmal sogar mehrere Wochen an solchen Orten verweilen. Solange man trotzdem bewegungshungrig bleibt, kann man ja auch dort an seiner Fitness arbeiten, sehr gut sogar und die winterliche Faulitis für ein paar Tage oder sogar Wochen ruhen lassen.
Doch da ich doch noch nicht im Pensionsalter bin, muss ich mich mit ein paar Wintertagen in diesem Ambiente begnügen. Deswegen behalte ich mir gerne die Erinnerung und das Wärmegefühl aus solchen Urlauben lange aufrecht, hoffentlich solange bis auch hier die Frühlingssonne die grauen Wintertage vertreibt.
Ich wünsche euch schöne Winterurlaube, auf der Piste, der Sonne entgegen in wärmeren Gefilden oder einfach an Plätzen, wo ihr eure persönliche Krafttankstelle findet, die euch gesund und fit durch die restlichen Wintertage bringt.
Sunny and powerful days mit der Lust auf Bewegung wünscht euch
Gelly
Gellysblog
P.S.: Was sind eure Kraftplätze, würdet ihr uns diese verraten?