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Obstkorb statt Weihnachtskeks?

Unsere heurige Nachspeise zum Weihnachtsmenü wird Obst sein – serviert in einem schön weihnachtlich dekorierten Korb. Da ich seit Ende November Weihnachtskeks an einige Kunden verteilt habe, ist mir der Gusto auf Kekse bereits vergangen. Außerdem schmecken die ersten Kekse sowieso am besten und leider ist unsere Gesellschaft und auch der Handel oft der eigentlichen Zeit (laut Kalender) voraus, sodass man sich an den passenden Dingen beim eigentlichen Anlass oft schon sattgesehen oder -gegessen hat. Jedes Keks schmeckt dann ein bisschen weniger gut – so wie ein umgekehrter Adventkalender. Zumindest geht´s mir immer so: zum Fasching, zu Ostern, zu Halloween, zum Nikolaus, zu Weihnachten und auch zum Jahreswechsel. Das „Beste Keks“ esse ich noch im November, das „ich kann nicht mehr Keks“ dann spätestens zu Silvester, wenn ich schon alle Sorten bei allen Bekannten und Verwandten durchgekostet habe.

Also habe ich diesmal meine Bekannte Viktoria, bei der am 25.12. das große Familientreffen stattfindet – die erste Etappe unserer „Alle Jahre wieder Christbaumrallye“, gefragt, ob ich diesmal anstelle von Weihnachtsbäckerei einen mit Obst gefüllten Korb mitnehmen kann. Ich bin sehr froh, dass sie zugestimmt hat und bin schon gespannt auf die Reaktionen der Fast-wie-Verwandtschaft. Eigentlich bin ich auf Aussagen wie: „Na geh´ die mit ihrem Fitness- und Gesundheitstrip, kann sie nicht wenigstens uns damit verschonen?“ eingestellt – mal sehen wie´s dann wirklich wird!

Auf jeden Fall werde ich den Obstkorb schön weihnachtlich dekorieren, um zumindest den Augen der Gäste eine Freude zu machen, wenn ich damit schon nicht die Geschmäcker treffe und gleichzeitig langjährige Tradition ignoriere. Auf die Idee mit dem Obstkorb bin ich erst gekommen, als ich ca. 2 Wochen vor Weihnachten im Haus meiner Eltern die Samstag Beilage Gesund in der Kronen Zeitung gelesen hatte, denn dort waren schon massenhaft Artikel und Werbungen, wie man das Schlemmen und Völlern zu den Feiertagen ohne zu große Schmerzen übersteht. Magenschoner, Tropfen gegen Sodbrennen, vielleicht waren sogar Abführmittel für Verstopfung dabei. Die Wundermittel für davor, dazwischen und danach – gemeint waren dabei die – für viele von uns oft verpflichtenden – mehrfachen Weihnachtsmenüs zu den Feiertagen – wurden auf fast allen Seiten dieser Gesund Beilage angepriesen.

Dadurch wurde mir wieder bewusst, wie selbstzerstörerisch wir oft unseren Alltag leben. Wir tun oder in diesem Fall essen Dinge, von denen wir wissen, dass sie uns nicht gut tun – vor allem wenn die Stoppsignale unseres Körpers überhört werden – und decken uns gleichzeitig mit allen möglichen Medikamenten ein, um die negativen oder sogar schädlichen Auswirkungen unsere kulinarischen Exzesse mit chemischen Mitteln wieder zu lindern.

Bei gesunden Menschen oder zumindest bei Kindern funktioniert dann manchmal noch der natürliche Reflex, der uns eigentlich dazu zwingt, die Dinge, die zu viel sind, wieder loszulassen. Durch so viele „Gegenmittel“ gegen den natürlichen Prozess des Entledigens und Ausscheidens, wenn´s zu viel ist, müssen unsere Körper ja schon total durcheinander sein. Wenn ich so ein Körper wäre, würde ich mich ziemlich wundern über das, was mir so manche Menschen zumuten.

Gestärkt hat mich in diesem Vorhaben auch noch meine Freundin Marilyn, die mir die Aussage ihres Arztes erzählt hatte. Sie wurde beim Arztbesuch gefragt, welche Medikamente sie regelmäßig – also als Dauermedikation – nimmt. Als sie mit „keine“ antwortete, war ihr Arzt total überrascht. Er sagte, sie sind 50 und nehmen noch keine täglichen Medikamente zu sich? Anscheinend ist das bereits ab 50 total unüblich, dass man auch ohne tägliche Aufputscher, Runterholer, Stabilisatoren oder anderen Balance Präparaten für Herz-Kreislauf oder den Stoffwechsel ein glückliches, gesundes, zufriedenes Leben führen kann.

Dann fielen mir wieder die vielen weihnachtlich dekorieren Lebkuchen in Törtchenform ein, die ich voriges Jahr zum Familienfest mitgebracht hatte. Diese waren so deftig, sodass eigentlich ein halber zum Sattwerden gereicht hätte. Und ich war ja nicht die einzige, die was Deftiges mitgebracht hatte. Vieles ist übriggeblieben und wir haben noch tagelang an dem supersüßen deftigen Törtchen gegessen, bis wir die letzten weggeschmissen haben und das kann ja wirklich nicht der Sinn von Weihnachten sein. Also habe ich als kleine Revoluzzerin, die manchmal in mir steckt, diesmal den Obstkorb als Mitbringsel dabei – und wenn was übrig bleibt, findet sich sicher wer, der Smoothies daraus machen möchte, denn die sind ja grad mega-in.

Bin mal gespannt wie die diesjährigen Festmahle ablaufen werden und wer diesmal bereits davor einen „Schnaps“, das typisch österreichische rezeptfreie „Medikament“ für viele, oder zumindest eine oder mehrere danach benötigt, um seinen Körper wieder zu beruhigen und zu besänftigen – oder passiert dann das Gegenteil?

Wie ihr wahrschlich herauslesen könnt, bin ich überhaupt kein Weihnachtsfan, auf jeden Fall finde ich, dass sich die Mühe für die üppigen kulinarischen Ergüsse überhaupt nicht lohnt, wenn´s zu viel ist. Außerdem höre ich viele Mitmenschen über den Stress wegen der vielen Vorbereitungen, die getätigt werden müssen, jammern und klagen. Meist hat Wochen vorher keiner mehr Zeit, seine wahren Freunde oder die Menschen, die ihm sehr wichtig sind, persönlich zu treffen und eventuell zu drücken und zu herzen, weil wir ja alle mit Vorbereitungen für das große Event und diversen Weihnachtsfeiern oder -konzerten beschäftigt sind.

Vielleicht lernen wir irgendwann wieder die Umkehrung, dass wir nicht überall dabei sein müssen und vielleicht lernen wir irgendwann wieder zufrieden zu sein, wenn alles aufgegessen ist – wir verhungern schon nicht so schnell. Wir müssen nicht für 10 Personen einkaufen oder kochen, wenn eh nur 4 geladen sind – dann haben wir weniger Stress, es bleibt nichts mehr über und wir müssen nichts mehr wegschmeißen oder mit Gewalt aufessen. Dann könnten wir sicher auch auf den einen oder anderen – den der wirklich zu viel war – Verdauungsschnaps oder das eine oder andere Medikament verzichten.

In diesem Sinne wünsche ich euch Beschwerdefreie und dennoch Sättigende, Besinnliche und Fröhliche Feiertage mit euren Liebsten

Gelly

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P.S.: Auf Drängen von Maskulino habe ich jetzt doch noch Schokolade zum Obst hinzugefügt, damit die Naschkatzen doch auch eine kleine Freude haben.