Nachdem sich die Sonne auch in den nächsten Tagen dieses Aprils nicht so oft zeigen wird, habe ich heute ein Sonnenabendessen zubereitet. Wieder einmal hat mich die Biokiste und ein Rezept von Biomitter dazu motiviert und es wurde ein köstliches Kohl-Karotten-Gemüse mit Bratkartoffeln als Beilage – ideal für den Sonnenlook auf unseren Tellern.
Das Rezept habe ich genau nach Original und natürlich mit Speckwürfel anstelle von Tofu verwendet, damit auch Maskulino zufrieden ist:
Zusätzlich habe ich noch Knoblauch fein geschnitten und zum Verfeinern Cremefine verwendet. Die Kombination von Bratkartoffeln und diesem bunten Gemüsegericht eignet sich besonders gut zum „Anrichten“. Mit den Kartoffeln und dem nicht zu flüssigen und nicht zu festen Kohl-Karotten-Gemüse kann man so richtig seine eigenen Bilder auf die Teller malen.
Mit den zusätzlich von Maskulino zubereiteten „Augsburgern“, das sind geschälte „Knacker“ der längs nach durchgeschnitten, konnte auch er satt warden. Diese sollten noch auf der runden Seite mit einem schrägen Gittermuster versehen werden, indem man dieses Muster leicht mit einem Messer einritzt, wobei man auch hier als Überraschung sicher auch noch kreative Ritzmuster gestalten könnte. Bevor man diese „Wursthälften“ dann in der heißen Pfanne knusprig bratet, werden diese vorher noch in Mehl gewendet, also mit einer dünnen Mehlschicht überzogen.
Wieder einmal waren wir beide (trotz Gemüse) mit unserem Abendessen zufrieden. Ich war glücklich, dass meine erste Kohlmahlzeit gelungen ist – eine Premiere – und dass ich meiner Fantasie wieder freien Lauf beim Anrichten lassen konnte. Und auch Maskulino hat mit der Beilage Augsburger nicht einmal gemeckert.
Eine weitere Speise nach dem Rezept von Biomitter ist mir auch gut in Erinnerung geblieben. Das Besondere daran waren die Linsen, die ich normalerweise nur an kalten Wintertagen esse, um mich innerlich aufzuwärmen. Doch bei diesen Apriltemperaturen inklusive Schnee spielt sogar mein Geschmack verrückt und kennt sich gar nicht mehr aus.
Als ich selbst im Schneechaos steckte und für die Strecke Neulengbach – Wien vorige Woche 3 Stunden im Schritttempo – allerdings im Auto sitzend – brauchte, und meine Nerven wegen der vielen Sommerreifenfahrer und „Rutscher“ und der gesperrten Autobahn schon ziemlich blank waren, hat sich wahrscheinlich mein Gusto auf eine kräftigende Mahlzeit, wie sonst nur im Winter, gebildet.
Also war am nächsten Tag Linsenzeit mit der Speise, die eigentlich nach Frühling klang: Kohlrabi-Eintopf
http://www.biomitter.at/doku.php?id=rezepte:kohlrabi-eintopf
Nachdem bei mir ja immer alles schnell gehen muss und ich beim Einkaufsversuch von roten Linsen gescheitert bin, griff ich dann einfach zu einer Dose Linsen. Da ich diese nicht ganz „zerkochen“ wollte, ein Linsenpüree wollte ich dann doch nicht, habe ich die Dosenlinsen erst nach der Gemüsegarzeit von 10 Minuten beigemengt, damit die Konsistenz knackig blieb, so wie ich mir das bei gesunder Gemüseküche vorstelle.
Gelernt habe ich diese „korrekten“ Garzeiten eigentlich von feinen Restaurants, in denen ich in meinen Managerzeiten doch öfter diniert habe. Dort wurde das Gemüse schon vor einigen Jahrzehnten knackig serviert, allerdings zuerst immer nur als Beilage. Dasselbe Ziel verfolge ich jetzt bei meinen Gemüsegerichten, sie sollen auf jeden Fall noch knackig schmecken, d.h. mit der Zeit lernt man die verschiedenen Gemüsesorten zur richtigen Zeit in den Topf zu geben. Denn wie bei vielen anderen Dingen im Leben, man kann nicht alle auf einmal in einen Topf schmeißen, verschiedene Typen benötigen andere Behandlungen.
Dafür muss man sich dann aber schon auch ein wenig Zeit nehmen, leider wurde in meiner Frau Mutters Küche Gemüse immer zerkocht. Meine Erklärungen für das „Wieso?“ sind folgendermaßen: 1. hat man zumindest am Sonntag bereits um 8 Uhr morgens begonnen, die Speisenfolge Suppe, Hauptspeise und Nachspeise vorzubereiten. 2. Man hat das Gemüse gerade weil es maximal eine kleine „Dekobeilage“ war, wenn überhaupt vorhanden, immer nur nebenbei kochen oder garen lassen, deswegen war es dann oft zerkocht. 3. Meist hat man dann einfach darauf vergessen, weil andere Speisen wichtiger waren. Das passiert meiner Frau Mutter bis heute: Sie bemüht sich, Gemüse zu jeder Mahlzeit anzubieten, was seitdem ihre Küche auch mit einem Mikrowellenherd ausgestattet ist, immer öfter passiert.
Da wird dann einfach meist irgendein Tiefkühl- oder Dosengemüse in der Mikrowelle erwärmt und der Piepston auf Schweigen gestellt, wenn es quasi „fertig“ ist. Und weil Gemüse noch immer nicht so wichtig ist, wird es manchmal auch dort vergessen. Nachdem sich der Mittagstisch vor allem an Sonn- und Feiertagen eh manchmal schon fast biegt und man gar nicht mehr weiß, wo man alle Köstlichkeiten hinstellen soll, wird das in der Mikrowelle vergessene Gemüse oft gar nicht vermisst.
Ich hoffe, dass sich in meinem Leben die Prioritäten umkehren werden. Vielleicht passiert es mir dann in späteren Jahren, dass ich doch auf die Beilagen wie Kartoffel, Reis oder Nudeln vergessen, weil meine Gemüsegerichte schon so schmackhaft, sättigend und ausreichend sind. Würde ich dann vielleicht den Fisch oder das Fleisch auch vergessen? Mal sehen, wohin mich die bewusste Umstellung alter Muster und Gewohnheiten noch führt.
Die Kunst ist die individuellen Bedürfnisse zu erkennen und diese dann auch zu bieten. Beim Gemüse zubereiten lerne ich täglich dazu, wobei die vorgegebenen Koch- oder Garzeiten bei Biomitter aus meiner Sicht immer perfekt auf die Zutat abgestimmt sind. Mit dieser gesunden Basis muss man sich dann nur mehr den Kopf zerbrechen, wenn man die eigenen Variationen aufprobieren möchte, doch da kann dann gar nicht mehr soviel schiefgehen. Wenn die Basis mal steht, dann kann ein kleiner Fehler das Gericht nicht mehr ungenießbar machen. Das schlimmste was mir bei diesen Experimenten passiert ist, würde maximal die Note genügend ergeben, durchgefallen bin ich dabei noch nicht.
In Eigeninitiative habe ich dem Kohlrabi-Eintopf noch ein paar Kartoffelstücke im rohen Zustand beigemengt, sodass ich mir die Frage nach der Beilage nicht mehr stellen musste, weil ich sie ja gleich hineingemischt habe. Leider habe ich diesen Gedanken noch immer in mir gespeichert: Welche Beilage? Italienische Bekannte haben mir einmal erzählt, dass sie uns Österreicher „Kartoffelfresser“ nennen, da wir überall Pommes oder Bratkartoffeln dazu bestellen. Naja wir sind ja auch nicht netter zu unseren Nachbarn, denn ich glaube mir ist umgekehrt auch schon einmal das Wort „Spaghetthifresser“ zu Ohren gekommen.
Leider bleiben solche Wörter sehr lange in unserem Gedächtnis gespeichert, doch jetzt versuche ich mich manchmal bewusst an dieses gegenseitige Vorurteil zu erinnern. Immer wenn wieder das „Welche Beilage?“ in meinem Kopf auftaucht, denke ich an diese Gewohnheit und versuche dann doch manchmal die Kartoffel oder auch die Nudeln wegzulassen.
Leider bin ich noch so sozialisiert worden, dass immer und überall Beilagen serviert wurden – Kartoffel, Nudeln, Reis oder Knödeln. In meiner Verwandtschaft, bei meiner Frau Mutter, Großmutter und allen Tanten wurde nie auf Beilagen verzichtet. Keiner der Damen und schon gar nicht der Herren kam auf die Idee, dass man auch nur mit viel Gemüse oder mit Fisch und Salat satt werden könnte.
Allerdings gebe ich meist nicht so schnell auf und versuche meine „Beilagensucht“ oder Gewohnheit langsam und stetig zu bekämpfen. Die Veränderung im Leben beginnt ja bekanntlich bereits mit dem ersten Schritt, also auch nur einmal auf Beilagen, Weißbrot oder Fleisch zu verzichten, ist der Beginn der Zukunft.
Ich wünsche euch bunte Momente an dem bevorstehenden langen Wochenende in eurem Leben und zumindest in eurer Küche.
Guten Appetit und ein gesundes Leben wünscht euch
Gelly
Gellysblog
P.S.: Und ich habe auch etwas zu feiern: Nach einem Jahr Ernährungsumstellung und Bewegung im Alltag sind jetzt wirklich alle meine Cholesterinwerte im Normal- oder Sollbereich. Und ich freue mich darauf, dass ich trotz fortgeschrittenen Alters auch in den nächsten Jahren mein Leben tablettenfrei und hoffentlich gesund verbringen kann.