Ich habe keine Ahnung, warum das Gewässer entlang meines täglichen Spazierweges am vorigen Wochenende Unmengen von toten Fischen an dessen Oberfläche treibend zeigte, doch dieses Faktum machte mich unsagbar traurig.
Wie immer liegt diese meine Morgenrunde für Walking oder mit dem Zweirad am Neusiedlersee und normalerweise erfreue ich mich an dem Anblick. Mit viel Glück kann man ein paar Fische, Enten mit deren Nachwuchs, Schwäne und viele Frösche entdecken. Deswegen neige ich meinen Blick immer gerne nach links, um zwischen dem Schilf – manchmal ist es auch ausgemäht – vielleicht wieder ein kleines Naturschauspiel zu entdecken.
Auch Maskulino hat meist ein gutes Auge für das, was in der Nähe kreucht und fleucht und deutet mit einem Handzeichen ohne ein Geräusch zu machen leise dorthin, wohin ich meine Aufmerksamkeit richten sollte. Doch dieses Mal schrie sogar er recht laut, schau mal, da sind lauter tote Fische, was ist denn da los?
Wir wissen es bis heute nicht, was denn da los ist. Das Wasser war sehr braun und vor allem sehr trüb. Wir hatten das Gefühl, dass der Wasserstand in diesem Fischgewässer um ca. 20 cm niedriger war als sonst.
Im Gewässer badeten noch Enten mit ihren Jungen, die anscheinend nicht betroffen waren. Hoffentlich sind sie auch weiterhin wohlauf, dann gschmackig war die von ihnen ausgesuchte Bade- und Verweilstelle überhaupt nicht. Normalerweise wird dieser Weg auch von Hundebesitzern benutzt, die vielleicht ihre vierbeinigen Lieblinge beim Gassigehen mal kurz trinken lassen. Nicht auszudenken, was dieses Verwesungswasser bei meinem Leihhund Funny ausgelöst hätte. Zum Glück habe ich das Fischsterben vorher entdeckt und bin bei unserer Gassirunde mit ihr ganz weit weg geblieben.
Ein wenig beruhigt waren wir dann, dass die andere Seite – das Gewässer auf der rechten Seite unserer Spazierrunde anscheinend nicht betroffen war, denn dort war das Wasser zwar auch sehr braun, wie sehr oft in diesen Sackgassewasserkanälen, doch noch ziemlich klar und die Fische tummelten sich anscheinend (noch) fröhlich herum.
Ich hoffe, dass dieses Fischsterben, nur diese eine Stelle betrifft, wobei ich schon gerne wissen würde, was diese kleine Katastrophe ausgelöst hat. Und ich möchte gar nicht darüber nachdenken oder mir das im Entferntesten vorstellen, wie meine Lieblingswochenendregion aussehen würde, wenn sich diese Seuche in andere Kanäle oder auf dem ganzen See verbreitet, …
Und ja, manchmal haben wir auch schon früher so manche einzelnen toten Fische gesehen, doch noch nie in diesen Mengen und noch nie im Juni – wie wird das erst im Sommer werden, wenn die Temperaturen noch weiter ansteigen?
Auf jeden Fall wünsche ich mir und hoffe auf weitere viele Monate und Jahre mit fröhlichen tierischen Mitbewohnern:
Und dann hatte ich diese Woche leider noch ein anderes Erlebnis, was mich auch sehr verwunderte und traurig stimmte, allerdings ging es hier nicht um die Umwelt, sondern um den zwischenmenschlichen Umgang, der anscheinend schon im Kindergarten raue Töne annimmt – und das nicht nur in der Großstadt, mit hohem Migrationsanteil, sondern in einem kleinen Dorf in Niederösterreich.
Ich ging mit Funny eine kleine Gassirunde, die den Kindergarten des Ortes umrundete – ein ganz normaler öffentlich begehbarer Raum. Als ich mich am Gehsteig Richtung Heimweg befand, hörte ich uns eine Stimme nachrufen: „Geh weg, du schiache, alte Frau“. Dieser Satz wurde von einem Kindergartenjungen, der gemeinsam mit anderen zum Zaun gestürmt war, mehrmals wiederholt und seine Stimmlage wurde immer gruseliger, bis sich das – „Geh weg, du schiache, alte Frau!“ wie eine Szene aus einem Horrorfilm anhörte.
Was ist dann da los, in welcher Welt, sind wir denn da gelandet? Funny und ich drehten uns um und hofften zuerst, dass gar nicht wir damit gemeint waren. Doch denkste, der Kindergartenbub schaute mir von ca. 10 Meter entfernt tief in die Augen und schrie mir diesen netten Satz nochmals entgegen. Ich habe mir das Gesicht gemerkt und werde sicher, falls das wieder passiert, einmal ein Gespräch mit der ebenfalls im Garten anwesenden Kindergartenpädagogin suchen. Fürs erste war ich leider zu paralysiert und setzte den Spaziergang einfach fort, als sich die Jungs endlich vom Gartenzaun entfernt hatten.
Dennoch bekomme ich diese Szene nicht mehr aus dem Kopf – wieso wird man schon von Kleinkindern beschimpft, wenn man einfach eine Gassirunde mit dem Hund geht – sich am Gehsteig befindet und nichts getan hat, was irgendwie eine Provokation oder eine Beschimpfung auslösen hätte könne. Ich räume nämlich wirklich immer ganz brav jedes Häufchen weg, das Funny ggf. entlang dieses Weges liegen lässt. Und so schiach und so alt bin ich – auch ein paar Jahre dazugerechnet – wirklich noch nicht, sodass mein Anblick schon eine Zumutung für andere Benutzer des öffentlichen Raumes oder Anrainer wäre.
Auch Funny kann die Welt gar nicht mehr verstehen. Sie wedelte freudig mit dem Schwanz, weil sie jeden, der uns anspricht immer sehr freundlich begrüßt. Doch irgendwie schien sie schon gemerkt zu haben, dass ich bei dieser Begegnung mit ein paar Kindergartenkindern keine besondere Freude hatte, dann auch sie wirkte danach ziemlich nachdenklich – obwohl sie (bis jetzt?) generell Kinder liebt!
Denn auch sie möchte nicht die Freude an den sonst so sehnsüchtig erwarteten gemeinsamen Spazierrunden verlieren.
Ich weiß, ich kann die Welt nicht ändern, doch auf jeden Fall möchte ich meine Achtsamkeit nicht verlieren und vielleicht auch manchmal in meinem Beiträgen dazu aufrufen. Es kann doch nicht sein, dass man irgendwann schon so abgehärtet ist oder die Realität ignoriert und verweigert und lieber mit der rosaroten Brille sich die ideale Welt nur mehr im Netz sucht.
Es ist zwar diesmal kein schöner Anblick und keine lustige Geschichte, für diese gibt es erfahrungsgemäß die wenigsten Likes, denn lieber wollen wir erheitert warden oder selbst schimpfen, als über die Unmöglichkeiten und Traurigkeit auf dieser Welt nachzudenken und vielleicht selbst etwas zu ändern. Trotzdem möchte ich nicht aufhören, über solche „Härtefälle“ zu berichten – vielleicht auch nur um mich selbst zu erinnern, wieder noch freundlicher bewusster mit meiner Umwelt und meinen Mitmenschen umzugehen.
Euch allen wünsche ich schönere Anblicke bei euren nächsten Spaziergängen und das Entdecken und Erhalten von beschimpfungsfreie Zonen.
Alles Liebe von
Gelly
Gellysblog