Ja, jetzt bin ich mir sicher. Ein Bekannter hat mich vor kurzem gefragt, nachdem ich ihm ganz euphorisch von meinem neuen Hobby, diesem Blog, erzählt habe: Bist du im Wechsel? Meine verblüffte Antwort war: Ja, woher weißt du das?
Unsere Mitmenschen spüren und bemerken unsere Veränderungen manchmal früher als wir selbst. Und als ich meiner Freundin Sabrina von der Idee dieses Beitrags erzählte, sagte sie spontan: Ja, es gibt viele Wechselzeiten im Laufe unseres Lebens. Das beginnt eigentlich schon mit der Geburt, mit dem Kindergarten, der Schule, der Pubertät, einem Schulwechsel, dem ersten Job, dem ersten Freund, einen Umzug oder dem Auszug aus dem Elternhaus. Vieles ist auf einmal anders, man verliert Dinge oder Menschen, der Abschied macht traurig, alles ist im Umbruch, das Chaos greift um sich, bis sich wieder neue Ordnung bildet. Der Neubeginn bekommt eine Chance!
Auch ich habe schon viele – vielleicht auch besonders viele – Wechselzeiten in meinem Leben erlebt. Die besonders einprägenden waren: meine Schilehrerzeit in Tirol, mein Auslandsaufenthalt in Australien, der Umzug meiner Eltern, die Hochzeit, die Scheidung, die Kinderwunschjahre, die Selbsterfahrung, die ich während meiner Ausbildung zur Lebensberaterin gemacht habe, der Mobbingvorwurf einer Kollegin, … Zusätzlich noch die vielen Jobwechsel und Umzüge – immer wieder ein anderer Ort, an dem es dauert, bis man sich wieder zuhause fühlt. Die neuen Partnerschaften und die Up´s and Down´s in diesen Beziehungen. Doch wie es immer so im Leben ist – man bekommt das, was man selbst spiegelt – anscheinend betrachte ich mich grad wieder gern im Spiegel, also tun es andere auch und betrachten mich positiv. Das pusht, hebt die Zufriedenheit, die Stimmung in der Partnerschaft und die Welt ist wieder in Ordnung,
Auch bei einigen Jobwechseln war die erste Zeit meist sehr anstrengend, da der Mensch ja ein extremes Gewohnheitstier ist. Wenn alles neu ist, z.B. der Computer, das Handy, das Navi, das Auto, die Geschäftssprache z.B. Englisch. Das kann einem ganz schön aus der Bahn werfen oder zum Verzweifeln bringen. Die einfachsten Dinge werden zur Schwierigkeit – welche Taste muss ich jetzt nochmal drücken? Wo habe ich mir das nur aufgeschrieben? Wie war denn noch das Passwort des Computers? Wo hat sich jetzt das App für den Routenplaner versteckt? Wie kann mich dieses neue Navi vor den Radarfallen warnen? Wo hat sich denn jetzt die Taste oder der Schalter für den Tempomat versteckt?
Aber wenn man diese Wechselzeit dann ein paar Monate überstanden hat, werden manche Dinge zum Glück wieder zur Gewohnheit und wir denken bei unseren täglichen Aufgaben gar nicht mehr drüber nach, sondern wir funktionieren wieder vollautomatisch, sowie die Dinge, die wir täglich benutzen das auch (meist) tun. Zum Glück müssen wir all diese Dinge nach einiger Routine bald nicht mehr suchen und das anscheinende Chaos, welches uns am Beginn jeder Wechselzeit begleitet und manchmal fast verrückt macht, hat sich zumindest in meinem Leben manchmal langsamer, manchmal etwas schneller, aber auf jeden Fall immer aufgelöst. Auch wenn man zur Zeit des Wechsels, die Zeit der Veränderung, dies überhaupt nicht sieht – meist sieht man nur Schwarz! Aber ich bin mir sicher, auch ihr habt schon viele Wechselphasen erlebt und auch die Erfahrung gemacht, dass diese Phase irgendwann wieder endet oder sich sogar noch besseren entwickelt, als man je zu träumen gewagt hätte.
So war´s bei mir auch im letzten Jahr – jetzt glaube ich wirklich, dass ich im weiblichen Wechsel bin und fühle mich sehr wohl dabei. Als das vor ca. einem Jahr begann, wollte ich das nicht wahrhaben: Mir wurde oft sehr heiß – mein Freund freute sich schon, denn normalerweise laufe ich ab Herbst ja immer fast mit Rollkragenpullis herum, weil ich sehr erfroren bin. Zuerst war das mal sogar eine schöne Erfahrung, super, ich muss nicht mehr so oft frieren, aber auf Dauer machen die Schweißausbrüche auch keinen Spaß. Dann wurde ich ein wenig bis sehr viel depressiv – immer sehr schwankend, mit Tendenz nach unten. Als ich dann meine Freundin Sabrina fragte: Wie lange dauert denn diese Phase? Und sie antwortete: Bei manchen sogar 10 Jahre oder länger! Da kam sofort mein sehr stark ausgeprägter Trotz wieder zum Vorschein und ich wollte aktiv etwas tun und mich nicht einfach so gehen lassen und nur (mich in meinem Unglück suhlend) warten, bis diese Phase wieder vorbei ist (das könnte nämlich dann auch nie sein).
Nein! Warten ist gar nichts für mich, da ich immer etwas mit beitragen möchte. Ich bin lieber mit dabei, als einfach nur Zuseher und Beobachter. Nachdem einige meiner Freundinnen begonnen hatten, irgendwelche Tabletten auszuprobieren, die ihr Allgemeinbefinden bzw. die hormonellen Schwankungen verbessern oder stabilisieren sollten – meist mit wenig Erfolg -, suchte ich nach anderen Wegen. Mein Arzt meinte allerdings: Ich soll nicht so lange warten, bis ich leide, o.k.- ich versuchte es mal.
Das erste Problem bei vielen ist ja unsere „Alterserscheinung“ Gewichtszunahme. Eigentlich begann das schon ab 45, als ich merkte, wenn ich einfach so weiter esse wie bisher, kommen automatisch jedes Jahr ein paar Kilos dazu. Unvorstellbar, wo das hinführen würde, wenn ich meine Essensgewohnheiten so beibehalte. Möchte ich das wirklich, oder kann ich da etwas tun dagegen? Mit der Einhaltung meines neuen Ernährungsplans gelingt es mir, mein Gewicht zu halten, oder sogar noch ein wenig zu reduzieren. Die Vorspeise, Beilage oder Nachspeise bei jeder Mahlzeit ist allerdings immer auch die tägliche Bewegung, die ich mir dazu verordnet habe.
Die damaligen Hitzewallungen bei der kleinsten Bewegung oder in den ungünstigsten Momenten haben sich verändert – jetzt schwitze ich wieder, durch mein eigenes Bewegungsprogramm und vor allem dann, wenn ich möchte. Das fühlt sich besser an. Eine Zeitlang hatte ich dieselben Symptome, wie meine Nichte Bella, die grad mitten in der Pubertät steckt. Auch ihr war immer heiß und ihre Stimmungsschwankungen waren oft unerklärlich – zum Himmel hoch jauchzend, zu Tode betrübt – meist grundlos, zumindest empfanden das alle Beobachter so. Auch sie hat sich mit der neuen Schule wieder total stabilisiert und ist wieder glücklich.
So wie die depressiven Stimmungen: Oft war mir zum Weinen, ohne dass es dazu einen Anlass gab. Viele Berater haben mir zur Verbesserung meiner Stimmung Bewegung und viel frische Luft empfohlen. Seit meiner Garmin Vivosmart HR steht das auch täglich auf meinem Speiseplan. Falls ihr genauer wissen wollt, wie ich meine Wechseljahre gut erlebe, das Rezept dazu gibt´s in der Rubrik Los Geht´s. Und das ist wirklich alltagstauglich und nicht nur für ein paar Wochen Diät gedacht! Jetzt kann ich ohne Bewegung schon fast gar nicht mehr sein. Ich fühle mich besser durchblutet, die Haut kann besser atmen, Glücksgefühle entstehen und der Erholungsschlaf nach der Bewegung ist wieder sehr tief und entspannend.
Und die Psychologie dahinter: Ich sehe diese Zeit als eine von vielen Wechselzeiten, die jeder Mensch hat. Wenn man dabei aktiv darauf hört, was der Körper und die Seele braucht, gelingt es manchmal, die Wende einzuleiten. Dann sind diese Zeiten, ein Anlass für Veränderung, die hoffentlich nicht nur für mich, sondern auch für euch zu noch besseren Zeiten führt, als es je zuvor war. In diesem Sinne wünsche ich euch den Mut und die Zuversicht, die Wechselzeiten eures Lebens zuzulassen, durchzugehen und wieder aufzustehen. Mein Arzt hat schon den Spitznamen: „Stehaufmanderl“ für mich kreiert, weil ich doch schon öfter durch verschiedene Wechselzeiten durchgetaucht bin – und das meist recht schnell. Das Chaos akzeptieren, neu schlichten, Veränderungen eine Chance geben, dann kommt das Gute danach ganz von alleine auf euch zu.
Was ich euch nicht nehmen kann? Ohne Konsequenz geht gar nichts. Sich selbst treu bleiben und dranbleiben, die Belohnung dafür kommt bestimmt.
Ich wünsche euch spannende Wechselzeiten und neue glückliche Momente in bisher von euch (noch) unerforschtem Terrain
Gelly
Gellysblog
P.S.: Früher hätte ich in einer solchen Phase – Wechseljahre – alles angezweifelt, meinen Job, meinen Partner und hätte mein Leben komplett umgekrempelt. Ich bin sehr glücklich, dass ich einen Weg gefunden habe, mein bestehendes Umfeld beizubehalten und nur meine eigenen Gewohnheiten zu ändern. Dieser Blog ergibt viele neue Experimentiermöglichkeiten für mich, mit denen ich mich in der Gegenwart entfalten kann – zu jeder Zeit, an jedem Ort (vorausgesetzt, es gibt eine gute Internetverbindung). Andere kaufen sich in diesen Jahren einen SUV, eine Harley, ein neues Motorrad, ein Segelboot, einen Hund, ein Pferd, einen Sportwagen mit vielen Pferdestärken z.B. einen Porsche, züchten Bienen, fahren auf Kur, trennen sich, suchen sich jüngere Partner, verfallen dem extremen Fitnesswahn und werden immer knochiger, beginnen eine Ausbildung nach der anderen, gehen auf Weltreise oder wollen generell „aussteigen“, um sich nicht mit der Veränderung oder dem Altern auseinandersetzen zu müssen.