Gellysblog

Wohin mit dem Gerümpel?

Wieder einmal stelle ich mir in den letzten Wochen – wie jedes Jahr wieder oder eigentlich immer – die Frage: wohin mit dem Gerümpel, dass ich seit einigen Jahren nie gebraucht habe und das nur sinnlos, platzverschwendend und staubfangend in unserer Wohnung oder in unserem Keller herumsteht?

Ich bringe es meist nicht übers Herz, Dinge, die noch funktionieren, wenn auch nur teilweise gebrauchsfähig sind oder von denen ich mir vorstellen könnte, dass sie jemand anderer brauchen könnte, einfach so in die ungustiösen, stinkenden Müllrollcontainer zu schmeißen. Manche Personen stellen noch verwendbare Dinge neben die Müllkübel, doch im Endeffekt landen diese dann ebenso im Entsorgungswagen der städtischen Müllabfuhr.

Also was tun, wenn nicht einfach im Restmüll verschwinden lassen? Mittlerweile habe ich mein eigenes Konzept der möglichst sinnvollen Wiederverwertung entdeckt. Das ganze Jahr über stehen bei uns unter einer Kommode versteckt 2 Taschen, in denen ich regelmäßig die kleinen Dinge sammle, die mir zufällig unterkommen. Bei jedem Gegenstand überlege ich bewusst, wann ich diesen und ob überhaupt ich diesen zuletzt oder überhaupt gebraucht habe. Wenn das schon über 3 Jahre her ist, falls ich mich überhaupt daran erinnern kann, dann wandert dieses Teil nicht mehr zurück in den Kasten, in die Kommode oder ins Regal, sondern verschwindet gleich in der Entsorgungstasche.

Diese Idee entstand im Vorjahr während der Adventzeit, wo eine soziale Einrichtung gebeten hatte, jeden Tag z.B. ein haltbares Lebensmittel in den umgekehrten Adventkalender zu stellen, sodass dann am 24. Dezember eine ganze Nahrungskiste für bedürftige Menschen abgegeben und verschenkt werden kann. Während dieser Zeit hatte ich allerdings nicht die Muse, eine Kiste konsequent und täglich zu bestücken, so wie ich nicht einmal das Kästchen meines Adventkalenders täglich geöffnet hatte. Doch eine gute Tat kann ja auch öfter im Jahr vollbracht werden und muss sich nicht nur auf diesen einen Heiligen Abend im Jahr beschränken.

Mittlerweise habe ich 3 Stellen, wo ich mein Gerümpel abgebe, das vielleicht für andere einen großen Wert hat oder bei bedürftigen Menschen oder Tieren täglich fehlt oder ihnen zumindest eine kleine Freude bereitet.

 

Neunerhaus – Hilfe für obdachlose Menschen: http://www.neunerhaus.at/spendengegenobdachlosigkeit/sachspenden/

 

House of Hope – social bazar für Geflüchtete: http://www.trainofhope.at/_www_/jetzthelfen/

Zustätzlich zur täglichen Kleidung mit Wechselmöglichkeiten und der Grundversorgung mit Nahrungsmittel ist es für bedürftige oder mittellose Personen eigentlich gar nicht möglich, sich aus eigenen Mitteln eine Wohnung einzurichten, falls man dann doch das Glück hat, eine zu bekommen. Und wie die meisten von uns wissen, braucht man ziemlich viel, beim Bezug der ersten eigenen Wohnung und das geht auch ganz schön ins Geld, wenn man nicht zufällig das Glück hat, dass man von Mama, Papa, Oma, Opa, Bruder, Schwester, Tante oder Onkel mit einer kleinen oder oft auch größeren Aussteuer in die Eigenständigkeit entlassen wird.

 

Und wenn das Unnütze, was ich derzeit fast täglich wegsortiere, nicht in die oben angeführten Kategorien passt, dann sammle ich diese für den Tandlermarkt und bringe sie bei Gelegenheit zum nächsten Müllplatz der MA 48, wo ein Regal für die noch verwendbaren Sachen steht:

https://48ertandler.wien.gv.at/site/abgabe-von-altwaren/, die dann (lt. Homepage) für den guten Zweck, z.B. für

vielleicht dann auch im Tandlermarkt wiederverkauft werden: https://48ertandler.wien.gv.at/site/

Den Tandlermarkt habe ich selbst schon besucht und bin vor allem von den Dekostücken, die ich dort gesehen habe, begeistert. Es ist unglaublich, welche Kunststücke oder kreative Gebrauchsgegenstände man aus Müll herstellen kann, wie z.B. Sesseln aus Büchern oder einen Radständer aus Autoreifen oder einem Sofa aus einer Badewanne usw., usw. …

Der Tandlermarkt ist vor allem eine Fundgrube für Bücher, aber auch für Hausrat – derzeit anscheinend auch für Eislaufschuhe. Ich habe dort z.B. meine sündteuren Teller um einen Euro gesehen, noch im guten Zustand und zeitlos – allerdings habe ich ja grad genug, sodass ich meistens nur „gustiere“ und nicht einkaufe. Dieser Markt ist aber eine gute Gelegenheit, wenn man z.B. eine Wohnung und vor allem eine Küche einrichten möchte, das eine oder andere Retro- oder moderne Stück zu einem sehr günstigen Preis und gleich noch dazu für einen guten Zweck kaufen möchte.

Für mich sind diese Entsorgungs- und Wiederverwendungsstellen lebenswichtig, denn es fällt mir immer schwerer, Dinge, die noch in einem guten Zustand sind, wegzuschmeißen, wenn man zum selben Zeitpunkt immer wieder und gefühlt immer mehr arme Menschen an jeder Straßenecke sieht, die nicht mit ausreichend Bargeld oder einem halbwegs ausreichenden Kontostand, wie die meisten von uns ausgestattet sind. Bis zu dem „almost worst case“, wo dann auch die Wohnung weg ist, was ich keinem von uns wünsche, da ist man doch sicher für jedes warme Kleidungsstück, eine wärmende Decke oder ein weiches Bett – zumindest für eine Nacht – sehr dankbar und vielleicht sogar für einen kleinen Moment glücklich.

Und was brauche ich z.B. nicht mehr? Und das sind nur ein paar Beispiele, denn wenn ich genauer schaue finde ich noch vieles, vieles mehr, dass ich seit Jahren sowieso nicht mehr im Auge hatte oder auch noch gar nie verwendet habe.

Von all diesen Dingen werde ich mich bald trennen, sie vom Staub befreien, sortieren und zu einer der o.a. Stellen bringen. Ich hoffe, dass da kein Geschenk dabei ist, welches ihr mir mit Liebe geschenkt habt, doch gleichzeitig vertraue ich drauf, dass auch ihr einverstanden seid, dass eure Gabe jetzt eine Wiederverwendung findet oder in eine kleine Spende z.B. für einen warmen Tee umgewandelt wird.

Entsorgen erleichtert, macht richtig Freude, wenn man weiß wohin und schafft Platz für neues. Da gibt es ja auch den Spruch, der mich sinngemäß seit einigen Jahrzehnten begleitet und sich für mich immer bewahrheitet hat:  Erst wenn du altes loslässt, ist Platz für neues frei. Loslassen und Entsorgen ist zwar nicht immer angenehm und darf auch ein wenig traurig machen. Doch wenn man diese Hürde geschafft hat, dauert es dann meist eh´ nicht lang, bis sich der Platz wieder füllt, und sich neues scheinbar ganz von alleine, ohne große Anstrengung einstellt und vielleicht auch neue Energie mitbringt, an der wir dann ein wenig zehren können – bis zur nächsten Entsorgungswelle, so bleibt man auch in Bewegung!

Falls ihr noch andere nachhaltige Entsorgungsmöglichkeiten für dies oder das hier in Wien wisst, würde ich mich freuen, wenn ihr diese weiteren Möglichkeiten mit uns teilt. Gerne können auch Wiederverwendungsmöglichkeiten aus anderen Regionen über diesen Beitrag verbreitet werden.

Ich wünsche euch den Mut zu einer großzügigen Räumungsaktion – nicht für den Müll, sondern für die Wiederverwertung und im Idealfall noch für einen guten Zweck! Ich habe noch kein Stück vermisst, seit ich weiß, es hat dann vielleicht jemand anderer eine Freude damit.

Erleichterung beim Entsorgen und viel Platz für neues – die nächste Frühlingsmode kommt bestimmt bzw. ist ja schon da – wünscht euch

Gelly

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P.S.: Für noch mehr Frühlingsgefühle bzw. Lust auf eine „Säuberungsaktion“ in euren Schubladen, Regalen, Kellern und Kästen hier noch die ersten Frühlingsblumen, die ich überraschenderweise auch heute schon, am letzten Jännertag, in den Vorgärten der „Vorstadt“ im 19. Bezirk entdeckt habe. Auch die Blumen wollen nicht mehr warten, bis der offizielle Frühlingsbeginn angesagt ist, sondern sprießen jetzt schon!